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Kein Allheilmittel, aber eine Chance

Mobilität Albwerke-Geschäftsführer Thomas Peter Müller stellt in Unterlenningen das Projekt E-Carsharing vor. Für 40 Euro pro Tag können Nutzer das akkubetriebene Fahrzeug mieten. Von Thomas Krytzner

Gemeinderätin Michaela Gernert (Grüne) und Albwerk-Geschäftsführer Thomas Peter Müller (von rechts) wollen E-Carsharing in Lenni
Gemeinderätin Michaela Gernert (Grüne) und Albwerk-Geschäftsführer Thomas Peter Müller (von rechts) wollen E-Carsharing in Lenningen testen. Unterstützung gibt es vom Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel.Foto: Thomas Krytzner

Albwerk-Geschäftsführer Thomas Peter Müller hat interessierte Bürger auf den neusten Stand nachhaltiger Mobilität in der Region gebracht. Dabei stellte er das Projekt E-Carsharing vor. In Lenningen gibt es bereits Ladesäulen für Autos, die mit Strom fahren. Mit der Möglichkeit, sich ein Elektromobil zu teilen, soll die Geräuschbelas­tung im Lenninger Tal minimiert und die Schadstoffemission reduziert werden. „Das A und O ist ein guter Platz für das Tauschfahrzeug“, betont Thomas Peter Müller, „das Fahrzeug muss von allen zu Fuß gut erreichbar sein.“ Er ist überzeugt, dass E-Mobilität in Zukunft an Bedeutung gewinnt, vor allem in ländlichen Regionen, wo es viel Durchgangsverkehr gibt. „Autos sind mehr Steh- als Fahrzeuge“, stellt der Albwerk-Vertreter fest, „da macht es Sinn, wenn sich mehrere ein Fahrzeug teilen. Carsharing sei dann erfolgreich, wenn es einen guten Übergang zwischen den Mobilitätssys­temen gibt. Müller spricht damit die Verbindung zum öffentlichen Nahverkehr an: „Das gemeinsam genutzte Elektroauto ist kein Wettbewerb für Bus und Bahn, sondern eine ideale Ergänzung im Nahverkehr.“ Pro Stunde müssen Nutzer des E-Cars rund fünf Euro bezahlen, der Strom ist im Preis bereits inbegriffen. Die Idee ist prinzipiell einfach, aber nicht ganz so einfach und kurzfristig zu realisieren, gibt der E-Mobilitäts-Experte zu bedenken. „Die Elektrifizierung der Mobilität bedeutet auch Veränderung an der Infrastruktur in den Gemeinden.“ Die Maßnahmen, um ein Elektroauto mehreren Menschen zur Verfügung zu stellen, haben eine gewisse Vorlaufzeit. Müller ist aber zuversichtlich, dass das vorgestellte Tausch-System funktioniert. Den Kommunen rät er: „Bei Neubaugebieten sollte von Anfang an überlegt werden, wo Ladestationen hingestellt werden können.“ Um den Bürgern die Nutzung von E-Mobilen schmackhaft zu machen, wird es bei den Stromkosten künftig schwankende Tarife geben. Bundestagsabgeordneter Matthias Gastel erklärt die Preisunterschiede zu unterschiedlichen Tageszeiten: „Die Autos sollen dann geladen werden, wenn Überfluss an Strom da ist. Mittlerweile lässt sich dies digital steuern.“ Thomas Peter Müller stellte in den vergangenen drei Jahren bemerkenswerte Entwicklungssprünge bei der Akku-Leistung der Elektromobile fest. „Schon die Produktion der Batterien wird kritisch beäugt und erfolgt immer mehr unter kontrollierten Bedingungen.“ Er sieht im Nutzerverhalten einen Vorteil: „Elektromobile sollen gemeinsam mit Vernunft und Bedacht bewegt werden. Sharing-Nutzer fahren bewusster mit dem Auto, weil sie das Fahrzeug vorher reservieren müssen.“ Erfahrungswerte würden zeigen, dass ein elektrisches Tauschfahrzeug - je nach Modell - zwischen sieben und zwölf herkömmliche Pkw ersetzen kann. „Trotzdem muss aber niemand zu Hause bleiben“, betont Thomas Peter Müller.

Bei der Reichweite gehe die Entwicklung rasant weiter, bestätigt der Albwerk-Vorsitzende, der vermutet, dass in rund drei Jahren neue, bessere Akkus auf den Markt kommen. Er macht aber klar: „Carsharing ist kein Allheilmittel für den ländlichen Raum. Auch der öffentliche Nahverkehr muss sich weiterentwickeln.“ Den großen Reibach wird ein Tauschmobil zu Beginn nicht bringen, schmälert Thomas Peter Müller den Enthusiasmus. „Man muss den Bürgern die Chance geben, das Nutzerverhalten bei der Mobilität zu ändern.“ Dennoch setzt er auf das Projekt des E-Carsharing: „Das gehört mittlerweile zum kommunalen Auftrag dazu und kann dafür sorgen, dass junge Menschen im Ort bleiben und nicht in die Städte ziehen.“