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Keine Familie darf vergessen werden

Die Coronakrise stellt die Familien mit Kindern vor große Herausforderungen, auf die Politik und Kommunen reagieren und Maßnahmen beschlossen haben.

Wie aber geht es Eltern, die jetzt ihr behindertes Kind vollständig betreuen müssen? Was ist mit denen, die unvermittelt ihre erwachsenen behinderten Kinder jetzt tagsüber zu Hause haben, weil Werkstätten, in denen diese sonst arbeiten, ganz geschlossen wurden? Was müssen insbesondere diese Familien in einer solchen Situation leisten?

Seit sechs Wochen sind Kitas, Schulen und auch die Werkstätten zu. „Wir betreuen unseren 35-jährigen Sohn gern - überhaupt in dieser schwierigen Zeit. Das gibt ihm Sicherheit und Vertrauen. Wir machen unsere Arbeit hinter verschlossenen Türen. Das sieht aber niemand.“ - So fasste es eine betroffene Mutter zusammen. Verständlich, wenn sich diese Eltern dann wünschen, dass auch diese umfassende Betreuung beziehungsweise Pflege offiziell anerkannt und honoriert wird.

Viele Eltern leiden auch darunter, dass sie ihre behinderten Kinder nicht in den Wohneinrichtungen besuchen dürfen. Persönliche Kontakte sind stark eingeschränkt, um das Ansteckungsrisiko für sie und die Wohnheim-Mitarbeiter möglichst klein zu halten.

Was die Mitarbeiter und die betroffenen Familien leisten, ist systemerhaltend. Es ist großartig und sollte dementsprechend auch in den Kommunen, der Politik und der Gesellschaft mehr wertgeschätzt werden. Wenn es also jetzt darum geht, schrittweise die strengen Maßnahmen für die Allgemeinheit zu lockern, dann sollte die Situation der Menschen mit Behinderung, ihrer Familien und der Mitarbeiter in den Wohnheimen nicht vergessen werden. Kreative Lösungen sind dabei zielführender als bürokratische Abläufe und Hürden.

Bärbel Kehl-Maurer, Vorsitzende der Lebenshilfe Kirchheim