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Kießling hauchdünn geschlagen, Holighaus entthront

Segelfliegen Beim Grand-Prix-Finale in Südfrankreich erleben die beiden Piloten der Fliegergruppe Wolf Hirth eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Peter Eidemüller

Dramatischer und vor allem knapper hätte das Kräftemessen der besten Segelflieger der Welt kaum zu Ende gehen können. Nach sechs Wertungstagen, an denen die 20 besten Piloten der Erde am Himmel über dem südfranzösischen Saint Auban rund 1500 Kilometer zurückgelegt hatten, entschieden nur wenige Meter um den Sieg beim Grand-Prix-Finale: Mit gerade mal einem einzigen Pünktchen Vorsprung setzte sich der Pole Sebastian Kawa vor Mario Kießling aus Leonberg, der für die Kirchheimer Fliegergruppe Wolf Hirth startet, durch. „Das entspricht ungefähr der Rumpflänge eines Segelflugzeugs“, verdeutlicht Kießlings Vereinskollege und Titelverteidiger Tilo Holighaus den hauchdünnen Ausgang des Luftrennens, an dessen Ende der Kirchheimer selbst Fünfter wurde.

Dabei waren sich hinterher die meisten Teilnehmer einig, dass Kießling trotz des verpassten Titels der mit Abstand beste Pilot des GP-Finales war. „In Sachen Nervenstärke, Risikobereitschaft und sportlicher Leistung kam keiner von uns an ihn heran“, lobte Tilo Holighaus seinen Vereinskollegen, der nach drei Siegen an den ersten drei Wertungstagen stramm auf Gold-Kurs geflogen war, ehe sein Vorsprung nach einem schwachen vierten Tag, an dem er nicht in die Punktewertung kam, schmolz und er vor dem Abschlusstag mit einem Zähler hinter Kawa lag.

„Die Anspannung war beiden vor dem letzten Start anzumerken“, schildert Holighaus die Situation vom vergangenen Sonntag, den er als „spannendsten und knisterndsten Wettbewerbstag“ erinnert, den er je erlebt habe.Während Kawa sich auf den letzten Kilometern der 333 Kilometer langen Aufgabe verzockt und ohne Punkte für die Gesamtwertung in einem Regengebiet umherfliegt, geht Mario Kießling - ohne vom Patzer des Polen zu wissen - voll ins Risiko und verpasst so die Punkteränge. „Wäre er normal geflogen und ins Ziel gekommen, hätte er locker gewonnen“, analysiert Holighaus den entscheidenden letzten Wettbewerbstag, an dem er selbst die Nase vorne hatte. „Nachdem es an den ers­ten Tagen bei mir nicht so geklappt hatte, bin ich mit dem fünften Platz im Gesamtklassement sehr zufrieden“, sagt der 52-Jährige.

Dass er seinen vor zwei Jahren in Spanien erflogenen Titel damit an Sebastian Kawa, der damals Zweiter war, abgeben muss, wurmt Holighaus weniger als die Tatache, dass das Siegerflugzeug nicht aus Kirchheim kommt: Während er, Kießling und noch vier weitere der 20 Piloten auf den neuen Ventus-3TS von Schempp ­Hirth setzten, holte sich Kawa den Titel mit dem AS33, einem Modell von Alexander Schleicher aus Poppenhausen, dem größten Konkurrenten der Kirchheimer Segeflugzeugschmiede. „Das ist für mich schon enttäuschend“, gibt Holig­haus als Geschäftsführer von Schempp Hirth zu, „aber die Konkurrenz hat, glaube ich, gesehen, dass unser Flieger in vielen Bereichen doch der beste ist.“