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„Klimaschutz passiert in den Kommunen“

Umwelt Die Esslinger Klimakonferenz der Grünen betont, wie wichtig lokales Handeln für die Klimawende sei.

Nürtingen. Zur ersten Esslinger Klimakonferenz hatte die Kreistagsfraktion der Grünen mit dem Esslinger Kreisverband der Partei in die Alte Seegrasspinnerei in Nürtingen eingeladen. „In den Kommunen wird der Klimaschutz umgesetzt“, betonte Kreisrätin Stephanie Reinhold.

Vier wichtige Rollen kommen ihnen dabei zu: Zum einen seien sie selbst Verbraucher und Vorbild, das entscheidet, woher der Strom bezogen wird und ob Photovoltaik auf die gemeindeeigenen Gebäude kommt. Zum anderen seien sie Planer und Regulierer, die die Standards für neue Gebäude setzen, zum dritten Versorger und Anbieter, ob von Nahverkehr oder Kita-Essen, und zum vierten Berater und Promoter für Energieprogramme. Stephanie Reinhold berichtet, dass am 14. Oktober das erste integrierte Klimaschutzkonzept des Landkreises vorgestellt wurde. „Es ist entscheidend, wie es umgesetzt wird“, sagt sie. Denn oft sei es mit der Einigkeit vorbei, wenn Taten gefragt seien.

Kreisrat Jürgen Mentzel ist selbst Geschäftsführer einer Energieagentur im Rems-Murr-Kreis. Er findet gut, dass der Kreis Esslingen - als einer der letzten - endlich auch ein integriertes Klimaschutzkonzept hat. Nun beobachtet er kritisch dessen Umsetzung: 100 000 Euro seien für 2020 ganz in Ordnung, da das Paket erst im April auf den Weg gebracht und die Stelle für das Klimaschutzmanagement voraussichtlich erst im Herbst besetzt werde. Doch danach sei mehr Geld nötig, um Ziele wie eine Kohlendioxid-Einsparung bis 2030 um mindestens 25, besser 35 Prozent gegenüber 2017 und von 60 bis 80 Prozent bis 2050 zu stemmen. Die Investitionen seien nicht verloren: „Das Handwerk soll durch die Klimaschutzagentur brummen“, sagt er.

Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Sandra Detzer, attestiert der Klimaschutzpolitik auf Bundesebene ein Totalversagen. Die Aussagen von Forschern weltweit stünden in einem völligen Missverhältnis zur Reaktion der Politik. Nun würden die Grünen über den Bundesrat versuchen, über den Vermittlungsausschuss noch an einigen Stellschrauben zu drehen. So sei zum Beispiel der Preis für fossiles Kohlendioxid mit zehn Euro viel zu gering. Die Grünen fordern mindestens 40 Euro.

Für den Landtagsabgeordneten und Sprecher für Klimaschutz Daniel Renkonen ist Klimapolitik auch Wirtschaftspolitik. Er kritisiert das von Wirtschaftsminister Peter Altmaier vorgeschlagene Abstandsgebot von 1000 Metern zur Wohnbebauung. „Mit der Abstandsregelung kommt die deutsche Windkraftindustrie zum Erliegen. Bundesweit stehen 25 000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.“ Die Grünen schlagen einen Abstand von 700 Metern vor, was viele Standorte wieder ins Spiel bringen würde.

Im Kreis Esslingen spielt Windkraft bislang keine große Rolle. Zum einen gibt es nur wenige Standorte, an denen genügend Wind weht, zum anderen führt der große europäische Vogelzug über das Kreisgebiet. Für Renkonen sind Photovoltaik und Windkraft die beiden Techniken, mit denen die Energiewende im Südwesten vollzogen werden sollte. Er fordert für die südlichen Bundesländer ein eigenes Ausschreibungspaket, damit hiesige Produzenten den Strom lokal produzieren können.Barbara Gosson