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Knights beantragen Lizenz für die BBL

Basketball Die Kirchheimer sorgen wenige Tage vor Beginn der Play-offs in der Pro A für einen Paukenschlag: Im Erfolgsfall soll es keinen weiteren Verzicht auf den Aufstieg geben. Von Bernd Köble

Wiederholung erwünscht: 2012 feierten die Knights um Ahmad Smith, Devin Uskoski und Radi Tomasevic (von links) vor rund 1200 Zus
Wiederholung erwünscht: 2012 feierten die Knights um Ahmad Smith, Devin Uskoski und Radi Tomasevic (von links) vor rund 1200 Zuschauern in der Sporthalle Stadtmitte das entscheidende 74:72 im dritten Halbfinalspiel gegen die Giants aus Düsseldorf.Foto: Deniz Calagan

Es ist bei allen sportlichen Erfolgen die überraschendste Nachricht der Saison: Die Kirchheim Knights haben bei der 1. Basketball-Bundesliga (BBL) in Köln einen Lizenzantrag für die kommende Saison gestellt. Damit reihen sich die Kirchheimer ein in die Schar der Aufstiegsanwärter, die ab Samstag an den Play-offs in der Pro A teilnehmen. Bis auf die Bayer Giants aus Leverkusen haben damit alle Endrunden-Teilnehmer ihren Willen bekundet, im Falle des Finaleinzugs auch aufsteigen zu wollen.

Der Vorstoß, den die beiden Geschäftsführer Chris Schmidt (Sport) und Bettina Schmauder (Finanzen) initiiert haben, wurde am vergangenen Wochenende von der Gesellschafterversammlung der Knights abgesegnet. Vorausgegangen waren wochenlange Gespräche, das Durchforsten von Finanzplänen und Lizenzbestimmungen. „Wir haben festgestellt, dass wir von dem, was gefordert ist, nicht allzu weit entfernt liegen“, sagt Bettina Schmauder. Das betrifft vor allem den hauptamtlichen Bereich, wo die Knights die Forderungen der Liga sogar übererfüllen, wie Schmauder betont. Aber auch die Nachwuchsarbeit: Die Zahl der Mannschaften und der Trainerstab haben sich kontinuierlich vergrößert. Ein JBBL-Team gibt es bereits, in der kommenden Saison will man gemeinsam mit den Partnern aus Stuttgart und Esslingen auch eine Mannschaft in der Qualifikation für die NBBL ins Rennen schicken.

Bleiben die beiden wohl größten Hürden: das Geld und die Halle. Die BBL setzt im kommenden Jahr einen Mindestetat von 2,5 Millionen Euro voraus, im Jahr zuvor waren es noch drei Millionen. Weil die Pandemie alle Klubs hart trifft, hat die Liga die finanziellen Zügel etwas gelockert. Die Basketballer des FC Bayern verfügen aktuellen Rechnungen zufolge über das Zehnfache. Alba Berlin immerhin noch über ein Budget von elf Millionen Euro. Es gibt aber auch andere Beispiele: So hat es ein Klub wie die Crailsheim Merlins, vor drei Jahren noch Gegner der Knights in der Pro A, in diesem Jahr mit einem Mindestetat bis in die Play-offs geschafft. Die Knights müssten, um ihr Ziel zu erreichen, 1,5 Millionen Euro über Sponsoreneinnahmen decken. Die Hoffnungen dabei liegen auf brachliegendem Feld: In Vorgesprächen hätten potenzielle Partner ihr Engagement an die Erste Liga geknüpft, betont Chris Schmidt. Es gäbe für den Fall der Fälle also Verhandlungspotenzial.

Was den Spielort betrifft, laufen Gespräche mit der Betreibergesellschaft der Göppinger EWS-Arena, der Heimat der Handballer von Frisch Auf. Dabei geht es nicht nur um vage Pläne für einen Erstliga-Betrieb, sondern auch um mögliche Termine in der Pro A. Die Idee: Sogenannte Event-Spiele gegen besonders attraktive Gegner oder zu besonderen Terminen vor großem Publikum auszutragen. Vorausgesetzt die Corona-Lage lässt dies in naher Zukunft zu. Im Dezember 2018 fand dieses Experiment schon einmal statt. In der Stuttgarter Scharrena hieß der Gegner vor knapp 1900 Zuschauern Heidelberg. Sportlich ein Flop, in Sachen Zuschauerressonanz und Marketing allerdings ein Riesenerfolg.

Am Bekenntnis zum Standort Kirchheim ändert das nichts. „Wir wollen Spitzen-Basketball weiterhin hier anbieten“, sagt Chris Schmidt. Dafür brauche es eine gemeinsame Kraftanstrengung im Schulterschluss mit der Stadt. Die soll keine Halle bauen, aber die Planungsvoraussetzungen dafür schaffen, dass eine neue Spielstätte mit entsprechender Infrastruktur einen geeigneten Platz finden kann. Dabei gelte es vor allem Verständnis für den Faktor Zeit zu wecken: „Wir reden seit 2011 über dieses Thema“, sagt Schmidt. „Wir müssen endlich vorankommen.“