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Mehr Größe in der Schaltzentrale

Basketball Die Ritter haben Ersatz für Richie Williams gefunden. Dazon Ingram überragt als Spielmacher seinen Vorgänger zumindest nach Zentimetern.Von Bernd Köble

Einmal Ritter - immer Ritter? Könnte man meinen. Zumindest, wenn man einen Blick auf die basketballerische Vita von Dazon Ingram wirft. Der US-Amerikaner wechselt von den Knights zu den Knights. Vom gleichnamigen Team der University of Central Florida in Orlando zum schwäbischen Zweitligisten nach Kirchheim. Aus der College-League NCAA in die deutsche Pro A. Für den 24-Jährigen ist es der nächste Karriereschritt, für seinen neuen Arbeitgeber die erhoffte Neubesetzung für die wichtigste Position: die des Spielmachers.

Eine Verpflichtung, mit der sich die Kirchheimer traditionell Zeit lassen. Den Markt beobachten, die Hochpreisphase gelassen aussitzen. Dass es nun doch ganz schnell ging, spricht für den neuen Mann, der auch von anderen Teams umworben war und in seiner vorerst letzten Saison 2019/20 mit 8,3 Punkten, 6,9 Rebounds und 3,8 Assists bei einer Trefferquote von 41,7 Prozent aus dem Feld seine Vielseitigkeit herausstrich. „Er ist ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler mit einer guten Übersicht“, fasst Knights-Sportchef Chris Schmidt die Qualitäten des mit 1,98 Meter groß gewachsenen Point Guards zusammen. Eine persönliche Empfehlung gab es noch obendrein: Corban Collins, vor drei Jahren unter Anton Mirolybov noch Topscorer der Knights, legte Ingram seinem früheren Arbeitgeber wohl wärmstens ans Herz. Beide spielten in Collins‘ letzter Saison vor seinem Wechsel nach Deutschland Seite an Seite an Ingrams Heimat-College in Alabama. Vergangene Saison kämpfte der 24-Jährige erfolglos um eine Chance in der NBA, danach stand die Corona-Lage in den USA einem neuen Vertrag im Wege. Das eine Jahr Pause ist für Knights-Headcoach Igor Perovic kein Grund für Zweifel: „Er wird hungrig sein“, ist sich Perovic sicher. „Für ihn ist Deutschland eine große Chance.“

Mehr Größe, mehr Physis, das ist das bisher auffallendste Merkmal der neuen Kirchheimer Mannschaft. „Dazon ist ein guter Verteidiger und kann dank seiner Statur auf drei Positionen spielen“, sagt sein neuer Trainer . „Wir können im Prinzip mit drei Point Guards agieren. Das macht uns flexibel.“ Einer davon ist nach wie vor Karlo Miksic, der im Juli erneut am Sprunggelenk operiert werden musste. Seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag hängt offenbar nur noch am Okay der Ärzte. Damit sind im neuen Kader noch zwei Plätze vakant.

Auf einer Position ist seit vorges- tern klar, wer dafür nicht mehr infrage kommt: Max Mahoney, Perovics erklärter Wunschkandidat für die Rolle des Stretch-Forwards, hat für ein höheres Salär in der Ukraine unterschrieben. Ein Combo-Guard mit ähnlichen Scorer-Qualitäten wie zuletzt Kyle Leufroy wird noch gesucht. Beides Positionen, die mit Importspielern besetzt werden dürften, vermutlich erst, wenn in den USA die Summer-League zu Ende geht.

Am Montag beginnt das offizielle Training mit Athletik-Tests, Medizin-Check und ersten Einheiten im Kraftraum und in der Halle. Mit dabei: Dazon Ingram, der am Samstag in Kirchheim eintreffen soll. Ab diesem Tag sind die Künste von Igor Perovic gefragt. Aus etlichen neuen Gesichtern eine Einheit formen. Perovic weiß: „Das wird ein langer Weg.“