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Mehraufwand honorieren

Zu den Artikeln „Ausgleich mit Blühflächen schaffen“ vom 6. September und „Blühstreifen sind Ablenkung“ vom 9. September

Grundsätzlich freut mich die Debatte über den „Hungerberg“! Vermute, dass diese auf andere Regionen und Projekte ausstrahlt und ebenfalls Konsequenzen auslöst. Die geplante Nutzungsform wurde vor mehr als 20 Jahren beschlossen und dürfte auf noch älteren Fakten und Annahmen beruhen. Ein Umdenken ist im Gange. Leider aber findet dieses in Bebauungsplänen (noch) keine Berücksichtigung. Ein Dilemma: Die Flächen, die der Mensch für Bebauung in Anspruch nimmt, gehen der Natur - oder der Landwirtschaft - verloren. Letztere muss aus weniger mehr herausholen. An Blühstreifen am Ackerrand summt und brummt es, geht es lebhaft zu. Irgendwo finden diese Insekten Unterschlupf, um zu überleben. Sonst wären sie nicht da! Besser wären zusätzliche Ökonischen inmitten der Monokulturen. Ein Mehraufwand für Landwirte, der honoriert werden muss, da er der Allgemeinheit zugute kommt. Natürlich gehört auch ein gesunder Wald ohne Wirtschaftlichkeit als höchste Priorität - und einiges mehr - dazu.

Über Jahre wurden in Berlin die positiven Auswirkungen begrünter Dachflächen erforscht. Wie nachzulesen ist, können über das Programm „GründachPlus“ Fördermittel in Anspruch genommen werden. Kernpunkte: Das Dach ist nicht einfach nur grün, sondern mit entsprechendem Aufbau. Überschüssiges Regenwasser wird nicht in die Kanalisation geleitet, sondern teils gespeichert oder in die umliegenden Flächen zwischen den Gebäuden geleitet. Wie beschrieben, mildert das die Auswirkungen von Extremwetter­ereignissen und Starkregen. Begrünte Dächer tragen zusammen mit den beschriebenen Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität bei, dienen als Erholungsraum für die Anwohner und bieten Insekten, Vögeln und Pflanzen neue Lebensräume. Abgedroschen, aber wahr: Die Natur kann ohne Menschen, aber nicht der Mensch ohne Natur.

Herbert Woyna, Bissingen