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„Mein größter Traum sind die Olympischen Spiele“

Golf Helen Briem aus Nürtingen ist mit erst 15 Jahren in ihrem Sport auf dem Weg in die Weltspitze.

Zeigt Größe beim Abschlag: Helen Briem misst stattliche 1,90 Meter.Foto: Baumann
Zeigt Größe beim Abschlag: Helen Briem misst stattliche 1,90 Meter.Foto: Baumann

Nürtingen. Ihre Vorbilder sind Skirennläuferin Mikaela Shiffrin und die ehemalige Topbiathletin Laura Dahlmeier. „Mir gefällt ihre Einstellung zum Sport“, sagt Helen Briem und meint damit vor allem Disziplin und mentale Stärke. Mit 15 Jahren ist die junge Frau aus Nürtingen eine der erfolgreichsten Golferinnen in Deutschland, amtierende Deutsche Meisterin und frischgebackene Junioren-Europameisterin. Offiziell startet sie für den Stuttgarter Golfclub Solitude in Mönsheim, sie trainiert aber auch auf Golfplätzen in der Nähe ihres Heimatortes Nürtingen.

Briem klopft an die Tür zur Weltspitze. Ihre Stärke ist ihre Größe. Mit 1,90 Meter verfügt sie über einen gewaltigen Hebel beim Abschlag. Sie befördert den Ball bis zu 250 Meter weit, das ist auch bei den Männern ein ordentliches Niveau. „Dadurch, dass ich einen größeren Radius habe, kann ich schneller beschleunigen“, sagt sie und lächelt bescheiden. Yannick Schütz, Bundesligaspieler in Mönsheim, bemerkt voller Bewunderung: „Es ist unglaublich, wie die Helen zurzeit spielt.“

Spätestens nach ihrem Erfolg bei der Junioren-EM in Finnland gibt es für sie nur eines: Sie will unbedingt dranbleiben und Profi werden. Im Mai hatte sie bereits die Deutschen Meisterschaften bei den Frauen gewonnen. Dass viele ihr Alter nicht so genau kennen, kommt ihr gelegen. Bei ihrer Körpergröße und ihrem Auftreten schätzen sie die meisten Kontrahentinnen deutlich älter ein.

Mit dem Golfen begonnen hat das Talent im zarten Alter von fünf Jahren. Mit ihren Eltern ist sie auf den Golfplatz gegangen und sofort auf den Geschmack gekommen. „Es ging los mit kleinen Bewegungen. Bereits von Anfang an war ich hin und weg, der Ehrgeiz war sofort da“, erinnert sich Helen Briem an ihre ersten Abschläge. Was sie im Verlauf ihrer jungen Karriere immer stärker werden ließ, war einerseits der Vater, der keine Kosten und Mühen scheute, um mit der Tochter Golfturniere zu besuchen: erst in Deutschland, dann in Europa - auch beim jüngsten Trip nach Finnland war er dabei.

Zum anderen ist da die Schule. Helen Briem geht in die zehnte Klasse des Max-Planck-Gymnasiums in Nürtingen und bekommt von der Rektorin dort die volle Unterstützung. Selbstverständlich ist das nicht. „Dafür bin ich dankbar“, sagt die Schülerin, die auch mal außer der Reihe frei bekommt, aber trotzdem den Stoff nacharbeiten muss, mit der Hilfe ihrer Klassenkameradinnen.

Das alles erleichtert den Weg in den Profisport. Die Männer verdienen zwar enorme Summen, „doch auch bei den Frauen ist es schon sehr ordentlich“, sagt Helen Briem mit einem Lächeln, denn wenn ihre Entwicklung so weitergeht, gibt es schöne Börsen obendrein. Aber darum geht es natürlich nicht ausschließlich. Vom Sport leben zu können, ist der Traum vieler Athleten. „Mein größter Traum ist die Teilnahme an Olympischen Spielen“, sagt die Nürtingerin. Die Spiele in drei Jahren in Paris kommen für sie vermutlich noch zu früh, doch die darauffolgenden in Los Angeles 2028 hat sie schon jetzt fest im Blick.

Woran sie bis dahin noch arbeiten muss? „Am kurzen Spiel unter 50 Meter und am Putt“, sagt Briem, die versucht, den Perfektionismus von Dahlmeier und Shiffrin auf den Golfplatz zu übertragen. Ob sie lieber Skifahrerin geworden wäre? „Vielleicht“, meint sie. Im Golfclub Solitude sind sie derweil froh, dass sie beim Golf gelandet ist. Am Wochenende soll sie im Kampf um den Aufstieg in die Erste Bundesliga gegen den Golfclub Westpfalz eine zentrale Rolle spielen. Und so wie Helen Briem zurzeit drauf ist, wird sie das auch tun.Dominik Igneé/tb