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Mensch statt Rendite

Zum Artikel „Kliniken weiter auf Erfolgskurs“ vom 21. Juli

Aus gegebenem Anlass habe ich den Artikel mit großem Interesse gelesen. Sehr geehrter Herr Landrat Eininger, sehr geehrte Medius-Kliniken und Krankenkassen, toll, dass die Kliniken den Ertrag um 5,2 Prozent steigern konnten! Interessant wäre hier auch noch, zu wissen, welcher Anteil aus Sparmaßnahmen beim Personal, der mangelhaften Patientenversorgung oder der unverschämten Parkgebühren zuzuordnen sind. Vielleicht sollten Sie sich mal die Rezensionen im Internet anschauen . . . Warum ermitteln Sie den Erfolg eines Krankenhauses nicht daraus, worauf es doch eigentlich ankommen sollte: Wie erfolgreich sind wir mit unseren Behandlungen? Wie zufrieden sind unsere Patienten und Angehörige mit der Versorgung?! Wie zufrieden und/oder motiviert sind unsere Mitarbeiter?

Apropos Mitarbeiter: Es ist wunderbar, dass Sie den personellen Mangel erkannt haben. Jedoch ist eine Steigerung der Patienten um 17 Prozent nicht in Relation zu setzen mit der Einstellung von 31 neuen Mitarbeiten (1,1 Prozent). Insofern Gratulation zum Erreichten! 5,2 Prozent Rendite - was man damit alles korrigieren könnte! Vielleicht überdenken Sie ja dann auch nochmals Ihre motivationsfördernde Wegeführung im Klinikum Nürtingen, um zur Onkologie zu gelangen. Aktuell führt der Zugang am Raum des Abschieds und der Palliativstation vorbei. Was allerdings noch unter Einbindung eines Krematoriums und eines schön gestalteten Friedhofs im Innenhof zu toppen wäre. Darauf angesprochen, passend die Aussage einer Ärztin im Klinikum Nürtingen: „Das ist ein gesellschaftliches Problem, der Tod gehört eben dazu. Wenn man am Kreissaal vorbeigeht, freut man sich“ - weder qualifiziert noch hilfreich in dieser Situation.

Liebe Politiker, Krankenhäuser und Krankenkassen: Hören Sie auf, sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Dazu besteht kein Grund! Tun Sie endlich das, wofür Sie bezahlt werden! Kümmern Sie sich angemessen um die Menschen, die auf Unterstützung und Versorgung angewiesen sind!

Andreas Rauschenberger, Bissingen