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Merkwürdige Lage

Zu den Artikeln „866 befürworten den Bürgerentscheid“ vom 5. Juni, „In der Innenstadt sind nur weiße Sonnenschirme erlaubt“ vom 4. Juni und „Es geht ums Abwägen von Alternativen“ vom 26. Februar

Ein Bürgerentscheid mit Schwergewicht. Dank 866 Unterschriften ist ein Bürgerentscheid zum Hungerberg im Bereich des Möglichen. Mit Leserbriefen zu Sonnenschirmfarben gehen wir weiter in fröhlicher Sorglosigkeit.

Was mir nicht aus dem Kopf geht, ist ein im Februar abgedrucktes Interview mit Professor Dr. Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler, Uni Hohenheim. Tenor: Wie kommt man zu einer gesellschaftlich tragfähigen Lösung? „Es geht ums Abwägen von Alternativen.“ Empfohlen: eine dialogorientierte Bürgerbeteiligung. „Ein Beispiel, wo das sehr gut gelungen ist, . . . in Metzingen bei der Diskussion um die Zukunft der städtischen Bäder.“ Weiter: „Man ist für Windenergie, aber den Windmast um die Ecke will man nicht.“

Schöne Anregungen, aber sie passten nicht recht zum Problem. Es ist ja gut, dass Gemeinderäte oder Bürger nicht einfach von Region oder Land übergangen werden können. Seltsam scheint mir so etwas wie konkurrierend bestehende Regierungsbezirke und Regionalverbände als „politische und administrative Instanz“ zum Beispiel mit der Region Stuttgart. Eine Wirtschaftsregion mit Weltbedeutung steht unter Wettbewerbsdruck, dem sie mit Fördermaßnahmen, passend zu vorhandenen Strukturen, begegnet. Was will man - kann man wollen? Entweder Zukunftsausrichtung auf Prosperität für 15 Jahre oder nach Logik von Ökologie und Klima auf Zukunft 50 Jahre - eventuell mit Sparzwängen?

Wie überall in der Wirtschaft wird Druck nach unten weiter gereicht. Der Landwirtschaftsminister wird Verzicht auf mehr Steuereinnahmen nicht belohnen. Ohne Rahmen für Flächenschutz müssen dörfliche Kommunalpolitiker im ganzen Land Entscheidungen bezüglich Weltklima treffen. Das ist eine merkwürdige Lage.

Karl Dannenhauer, Weilheim