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Migration und Integration

Zur Berichterstattung über Mesut Özil

Wieder einmal wird, nach dem Weggang von Mesut Özil, die Integration in Deutschland infrage gestellt. Damit stellen wir die gesamte Integration, die bisher in Deutschland stattgefunden hat, infrage. Und wieder einmal sind es die türkischen Migranten der dritten Generation und die unbedingten Befürworter der Zwangsmigration, die die Integration bezweifeln, unsere Gesellschaft an den braunen Rand stellen.

Ich frage mich, warum hinterfragen wir denn nicht die Integration der Gastarbeiter der 60er-Jahre und die der Russen der 90er-Jahre. Warum jammern diese Menschen nicht, dass sie nicht integriert wurden? Wo sind all diese Menschen?

Sie sind in der Masse verschwunden, nicht mehr wahrnehmbar, weil sie wirklich integriert, verschwunden sind in unserer Gesellschaft. Wohl aber sehe ich neunjährige muslimische Mädchen, die von Kopf bis Fuß verhüllt sind, oder Frauen, die hinter ihren männlichen Kindern gehen. Da muss ich mich schon berechtigt fragen, ob hier eine Integration stattgefunden hat.

Diejenigen, die sich nicht integriert fühlen, dürfen ständig jammern und sagen „wir werden ausgegrenzt“ und wir schenken ihnen auch noch Beachtung und hinterfragen das Gesamte.

Warum müssen wir uns immer wieder fragen, was wir falsch gemacht haben. Wenn als Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter den in dritter Generation in Deutschland lebenden Türken nahezu 70 Prozent aussagen, sie fühlen sich in der Türkei am wohlsten, dann haben wir in der Tat ein deutliches Integrationsproblem. Aber in umgekehrter Form.

Über all den Migrations- und Integrationsfragen vergessen wir, dass es noch andere, nicht muslimische Menschen oder Arme in Deutschland gibt, die unserer ganzen Aufmerksamkeit und Hilfe bedürfen.

Gert Carstens, Kirchheim