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Minerva und das S 21-Projekt

Zum Artikel „Auf dem Laufsteg“ vom 6. Juli

Ein Akt echter Bürgerbeteiligung: die Namensgebung für die Tunnelbohrmaschine, die in unmittelbarer Nähe und nicht allzu langer Zeit das Gelände für den Voralbtunnel durchstoßen wird - was offensichtlich manchen Ingenieur schon beim Gedanken daran in allergrößte Erregung versetzt! Ich möchte den schönen Namen „Minerva“ vorschlagen.

„Minerva“ stellt akustisch eine gelungene Kombination für die von Mineuren zu leistende Arbeit dar, enthält aber auch, etymologisch vielleicht ebenso inkorrekt, das Verb „nerven“. Dass die römische Göttin mit diesem Namen auch Schutzpatronin der Handwerker und des Gewerbes ist, passt hundertprozentig. Noch viel bedeutsamer ist, dass sie auch für Weisheit steht und dass es sich bei der Schnellbahntrasse Wendlingen-Ulm - im Tunnel auf den fast höchsten Punkt der Schwäbischen Alb hoch, dann im Tunnel wieder runter: hinsichtlich des Energieverbrauchs ein Paradebeispiel für eine Infrastruktur, die den höchsten ökologischen Ansprüchen im schwäbischen Musterländle genügt - und dem damit in Verbindung stehenden S 21-Projekt um der Weisheit letzte Schlüsse handelt, weiß hierzulande jedes Kind. Und dann liest man im Lexikon bei „Minerva“ auch noch, dass sie die Göttin der taktischen Kriegsführung ist. Das setzt dem Ganzen die Krone auf, erinnert man sich doch unwillkürlich daran, mit wie viel politischer Klugheit und Ehrlichkeit der Bürger zum Zweck der Durchsetzung des Projekts‚ „abgeholt und mitgenommen“ wurde, um im aktuellen Politiksprech zu bleiben, so etwa durch die sagenhaft erfolgreiche Geißler’sche „Schlichtung“.

Falls sich Minerva schlussendlich aber doch als verkappte Pandora herausstellen sollte, aus deren geöffneter Büchse dann das Unheil hervorquillt - etwa in Form von weiteren notwendigen Milliarden und/oder einem Verkehrsengpass im Untergrund Stuttgarts -, können wir uns damit trösten, dass diese Entwicklung wirklich niemand vorhersehen konnte und wir unseren Beitrag geleistet haben.

Josef Janisch, Kirchheim