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Miss Piggys Glück

Zum Artikel „Hier darf Miss Piggy glücklich sein“ vom 20. Dezember

Die meisten Wirbeltiere teilen eine ganze Reihe von kognitiven Fähigkeiten mit den Menschen. Schweine etwa sind uns so wesensverwandt wie kaum eine andere Tierart. Sie sind ausgesprochen intelligent, verspielt und neugierig. Sie pflegen intensive Familienbeziehungen, kooperieren und lernen voneinander. Sie verstehen Symbole und bedienen Joysticks genauso geschickt wie Primaten. Sie durchschauen sogar das Prinzip des Spiegels, haben also ein Ich-Bewusstsein, und zeigen im Gegensatz zu manchem Menschen Mitgefühl, wenn ein anderes Schwein leidet. Trotzdem werden die allermeisten dieser faszinierenden Tiere unter unsäglichen Bedingungen gehalten und getötet.

Verglichen mit dem erbärmlichen Leben in der Intensivtierhaltung sind Frau Haubers Schweine in der Tat besser dran. Ich wage aber zu bezweifeln, dass die Haltungsbedingungen im „Stall der glücklichen Tiere“ den anspruchsvollen Bedürfnissen der Tiere wirklich gerecht werden. Dafür ist das Platzangebot mit gerade mal 2,20 Quadratmeter pro Tier - samt Auslauf - viel zu kümmerlich; und ein paar Beißkugeln und etwas zusätzliches Stroh machen den Stall auch nicht unbedingt zum Abenteuerspielplatz. Würden Hunde auf diese Weise gehalten, würde es mit Sicherheit Anzeigen wegen Tierquälerei hageln.

Und über eines muss man sich im Klaren sein: Selbst „glückliche Nutztiere“ springen in aller Regel nicht freiwillig auf die Schlachtbank - auch nicht beim Landmetzger. Denn selbst wenn alles gut läuft, wird es nie eine stressfreie Schlachtung geben, meint jedenfalls Matthias Moje, Veterinärmediziner am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe. Einer, der es wissen sollte.

Marie-Luise Strewe, Lenningen