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Mit Briefen für Menschenrechte eintreten

Kirchheim. Die internationale Organisation Amnesty International (ai) setzt sich für Menschen auf der ganzen Welt ein, die wegen ihres Eintretens für die Menschenrechte oder wegen ihrer politischen Überzeugungen verfolgt werden. Amnesty fordert dazu auf, zu aktuellen Fällen an Regierungen Briefe zu schreiben. Solche internationalen Appelle können dazu beitragen, die Freilassung von Gefangenen zu erreichen oder die Haftbedingungen zu erleichtern. Die Kirchheimer Gruppe von Amnesty International bittet um Unterstützung für die Briefkampagne. Die fertig formulierten Briefe können im Welt-Laden in der Dettinger Straße abgeholt werden:

Seit sechs Jahren fordert die Guineerin Aissatou Lamarana Diallo, die Erschießung ihres Ehemanns Thierno Sadou Diallo durch Sicherheitskräfte aufzuklären. 2015 hatte die Opposition in Conakry zu Protesten aufgerufen. Thierno Sadou Diallo nahm nicht daran teil, wurde jedoch bei einer Razzia von Personen in Gendarmerie-Uniform getötet. Fünf Sicherheitskräfte richteten ihre Waffen auf Thierno Sadou Diallo und seine Freunde. Als sie aus Angst in eine Seitenstraße flohen, feuerten die Gendarmen zwei Schüsse ab. Einer traf Thierno Sadou Diallo in den Rücken. Aissatou Lamarana Diallo war zu dem Zeitpunkt schwanger und brachte zwei Wochen später ihr drittes Kind zur Welt. Sie hat keine Entschädigung erhalten. Auch wurde bislang niemand für die rechtswidrige Tötung von Thierno Sadou Diallo zur Rechenschaft gezogen.

Die russische Journalistin Elena Milashina wird zum wiederholten Mal mit dem Tod bedroht, eingeschüchtert und angegriffen. Bei ihrer Arbeit deckt sie Menschenrechtsverletzungen in der russischen Teilrepublik Tschetschenien auf. Am 15. März veröffentlichte sie in der unabhängigen russischen Zeitung Novaya Gazeta die Geschichte eines ehemaligen Polizisten unter dem Titel: „Ich arbeitete für die tschetschenische Polizei und wollte keine Menschen töten“. Seither gehen die tschetschenischen Behörden mit einer Verleumdungs- und Einschüchterungskampagne gegen Elena Milashina und die Novaya Gazeta vor. Repressalien, Drohungen, Verleumdung und Gewalt gegen Journalisten sind in Tschetschenien an der Tagesordnung. Bereits 2020 war die Journalistin angegriffen und bedroht worden. Bisher sind die Verantwortlichen immer straffrei ausgegangen.

Yu Wensheng aus China ist ein bekannter Menschenrechtsanwalt, der zahlreiche Angeklagte in öffentlichkeitswirksamen Menschenrechtsfällen vertreten hat - bis er selbst wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ verurteilt und verhaftet wurde. Am 26. Januar überstellte man ihn ohne vorherige Ankündigung in das Gefängnis von Nanjing - 1000 Kilometer vom Wohnort seiner Familie entfernt. Yu Wensheng wurde gefoltert und misshandelt. Zudem hat sich sein Gesundheitszustand aufgrund der Haftbedingungen massiv verschlechtert: Er hat vier Zähne verloren, weist Zeichen von Unterernährung auf und kann seinen rechten Arm aufgrund eines Nervenschadens kaum noch bewegen. Dies berichtet seine Frau Xu Yan. Wenn Yu Wensheng nicht umgehend medizinisch behandelt wird, steht zu befürchten, dass sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtert und er sich davon nicht mehr erholt.pm