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Mit der Appdurchs Moor

Bildung Der Biologe Marco Drehmann will als neuer Leiter des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb neben bewährten Konzepten auch innovative Elemente zur Umweltbildung einbringen. Von Uwe Gottwald

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Das Jubiläumsjahr des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb hatten sich die Verantwortlichen etwas anders vorgestellt, die Corona-Pandemie machte einen Strich durch die Rechnung. Doch Marco Drehmann, seit Anfang des Jahres neuer Leiter des Zentrums, macht mit seinem Team das Beste daraus.

Drehmann ist begeistert von dem, was in den vergangenen Jahrzehnten auf der Albhochfläche aufgebaut wurde. Der Biologe bringt aber auch neue Ideen mit. Der Landkreis Esslingen erstand das damalige Gebäude samt dem benachbarten Albmarmor-Steinbruch bereits vor 35 Jahren. Es war damals das erste kreiseigene Zentrum seiner Art in Baden-Württemberg. Mit der Einrichtung des Biosphärengebiets 2008 bekam das Zentrum nochmals einen Schub an Bedeutung und Popularität. Marco Drehmann war im Kreis bereits ehrenamtlich für den Naturschutz engagiert und hat nun seine Passion zum Beruf gemacht. Die beiden Hauptaufgaben des Zentrums, der Bildungsauftrag und die Betreuung der Naturschutzgebiete, faszinieren ihn. Mit der Umweltbildung kann man nicht früh genug beginnen, so seine Überzeugung. Das Angebot dazu will er weiter ausbauen. Das Kinderspielzimmer mit Angeboten, die für die Natur sensibilisieren, wird saniert. Drehmann hofft, dass auch die lebensecht gestalteten Kuscheltiere bald wieder zum Einsatz kommen können, was wegen der Hygienebestimmungen derzeit nicht der Fall ist. Dafür kann am Rande des Steinbruchs in eigens dafür abgelagertem Juragestein nach versteinerten Fossilien gestöbert werden.

Für ältere Kinder und Jugendliche soll eine 2,50 Meter hohe Kletterwand die Möglichkeit bieten, sich in Trittsicherheit und Balance zu üben. Hinter der Wand wird die Künstlerin Tamara Seidl ein dreidimensional anmutendes Wandgemälde mit einem Naturmotiv erschaffen. Als innovative Idee stellt Drehmann eine Actionbound-App vor, eine Art digitaler Lehrpfad oder auch Schnitzeljagd, gespeist mit Umweltthemen und dazugehörigen Aufgaben. „Die kann in unterschiedlichen Längen angeboten werden, für erlebnishungrige Jugendliche ebenso wie für Familien mit Kindern“, erklärt Drehmann.

Noch diesen Monat möchte er eine Testphase starten, um die App dann möglichst bald freizuschalten. Dann bekommt man den Code dafür im Naturschutzzentrum und kann die App auf das eigene Handy laden. „Neben einem spannenden Angebot ist das eine Möglichkeit der Besucherlenkung“, erklärt Drehmann einen nützlichen Nebeneffekt. Schließlich müssen er und sein Team immer den Spagat unternehmen, möglichst vielen die Natur nahezubringen, ohne dass diese dabei Schaden nimmt.

Zur Bildung gehören außerdem Schulungsangebote, sei es für Ehrenamtliche oder auch für jene, die beruflich mit dem Naturschutz befasst sind. Das Naturschutzzentrum kooperiert dabei mit der Umweltakademie des Landes. Drehmann setzt sich dann auch mal selbst als Seminarist dazu. Als Biologe hat sich der 31-Jährige an der Uni Hohenheim in der Zoologie spezialisiert und da wiederum auf die Zeckenforschung. So gibt es in anderen Bereichen immer wieder etwas hinzuzulernen.

Neben dem Bildungsauftrag ist eine weitere Hauptaufgabe die Betreuung der Naturschutzgebiete Schopflocher Moor und des ehemaligen Vulkankraters Randecker Maar. Auch das Obere Lenninger Tal mit seinen naturbelassenen Hangschluchtwäldern liegt Drehmann am Herzen. Dabei geht es zum Beispiel um Pflegemaßnahmen in Kooperation mit den Landwirten und Schäfern.

Unterstützt wird Drehmann von zwei Mitarbeiterinnen, einem Hausmeister, Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahres und Praktikanten. Ein großes Lob hat Drehmann für die Ehrenamtlichen parat: „Ohne sie ginge nichts.“ Dazu gehören rund 25 Landschaftsführer und das Team des Lädle im Zentrum.

Besonders weist Drehmann noch auf die Ausstellung „Einfach tierisch“ hin, die mit erstaunlichen 3-D-Effekten aufwartet. „Wir konnten sie wegen der Corona-Situation erst verspätet zeigen.“ Durch eine nachträgliche Verlängerung ist sie nun noch bis zum 22. September zu sehen.

Marco Drehmann
Marco Drehmann