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Mit freundlichen Briefen gegen Unrecht anschreiben

Kirchheim. Zum Internationalen Tag der Menschenrechte startet Amnesty International den weltweiten Briefmarathon für Menschen in Gefahr, denn eine Unterschrift ist mächtiger als viele glauben. Amnesty International macht im Dezember auf drei Fälle von Menschenrechtsverletzungen aufmerksam und bittet um Unterstützung bei der Aktion „Briefe gegen das Vergessen“. Die bereits vorformulierten Briefe können im Weltladen in Kirchheim abgeholt werden.

Die Sengwer in Kenia

Die kenianische Regierung hat Tausende der indigenen Bevölkerungsgruppe der Sengwer aus dem Embobut-Wald vertrieben, angeblich um den Wald zu schützen. Seit 2012 haben Forstverwaltung und Polizei schätzungsweise 2600 Häuser der Sengwer niedergebrannt; dabei verloren etwa 4600 Menschen ihr Zuhause. Anfang 2018 erschossen Waldhüter sogar einen Sengwer, ein weiterer wurde schwer verletzt. Die Lebensgrundlagen und die kulturelle Identität der Bevölkerungsgruppe sind bedroht. Obwohl Gerichte mehrfach den Schutz der Sengwer angeordnet haben, hält das gewaltsame Vorgehen der Behörden an. Am 29. Dezember jährt sich zum zweiten Mal der Beginn einer massiven Zwangsräumungsaktion gegen die Sengwer.

Ilham Tohti aus China

Ilham Tohti befindet sich seit mehr als fünf Jahren in Haft. Der Professor für Wirtschaftswissenschaften kritisierte seit Jahren den Umgang der chinesischen Regierung mit der vornehmlich muslimischen uigurischen Minderheit, der er selbst angehört. Uiguren sind in China schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Ilham Tohti warb für einen friedlichen Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft und gründete das Internetportal „Uighur Online“. Anfang 2014 wurde Ilham Tohti verschleppt, monatelang ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten und gefoltert. Im September desselben Jahres wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Seit Dezember 2014 befindet sich Ilham Tohti im Gefängnis. Das Europäische Parlament gab im Oktober 2019 bekannt, dass der diesjährige Sacharow-Menschenrechtspreis an Ilham Tohti geht.

Atena Daemi und Golrokh Iraee Ebrahimi, Iran

Die 31-jährige Atena Daemi verbüßt nach einem Verfahren wegen konstruierter Vorwürfe wie „Versammlung und Konspiration zu Verbrechen gegen die nationale Sicherheit“ eine siebenjährige Haftstrafe. Hintergrund sind ihre friedlichen Menschenrechtsaktivitäten. Am 17. Juni 2019 wurde Atena Daemi zusammen mit Golrokh Iraee Ebrahimi zu weiteren drei Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt: wegen „Beleidigung des Obersten Religionsführers” und wegen “Verbreitung von Propaganda”. Die beiden Frauen hatten im Evin-Gefängnis die Revolutionshymne „Oh martyrs“ gesungen, um gegen die Hinrichtung der Kurden Zanyiar Moradi, Loghman Moradi und Ramin Hossein Panahi zu protestieren. Zudem hatten sie offene Briefe zu ihren Haftbedingungen an die Behörden geschrieben.