Unzugeordnete Artikel

„Mitarbeiter glauben an das Unternehmen“

Wirtschaft Bielomatik in Neuffen hat zum zweiten Mal Insolvenz angemeldet.

Massive Auftragseinbrüche sind Grund für den Insolvenzantrag.
Massive Auftragseinbrüche sind Grund für den Insolvenzantrag.

Neuffen. Es war eine Hiobsbotschaft, die die Mitarbeiter der Firma Bielomatik am Freitag bei einer Belegschaftsversammlung erreichte. Das Unternehmen hat einen Insolvenzantrag gestellt. Am Stammsitz in Neuffen sind rund 340 Mitarbeiter betroffen. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Esslingen Dr. Tibor Braun von der Stuttgarter Kanzlei Illig, Braun und Kirschnek bestimmt. Er soll sich sehr zuversichtlich geäußert haben, was die Fortführung des Unternehmens anbelangt. Gesucht wird ein Investor, der das Unternehmen mit frischem Geld versorge. Bielomatik gehört zur Owener Leuze-Gruppe.

Die Bielomatik-Geschäftsleitung berichtet in einer Pressemitteilung, dass es im Jahr 2018 und im ersten Halbjahr 2019 massive Auftragseinbrüche, vor allem aus der Automobilindustrie, gegeben habe. Bielomatik stellt Kunststoffschweiß- und Schmiertechniksysteme her. Mittlerweile sei die Lage wieder besser: „Seit Ende des Sommers ist die Talsohle erreicht, unser Auftragseingang liegt höher als im Vorjahreszeitraum. Auch die mittelfristigen Anfragen sind stabil positiv.“ Das reiche aber nicht, um die Einbußen der Vormonate aufzufangen.

Bielomatik habe in den vergangenen Monaten bereits ein „umfangreiches Restrukturierungs- und Wachstumskonzept“ auf den Weg gebracht. Das Portfolio sollte stärker systematisiert und modularisiert werden. Produktneuentwicklungen sollten neue Marktpotenziale erschließen: „Mit der konsequenten Umsetzung des Restrukturierungskonzepts können wir es schaffen, wieder schwarze Zahlen zu schreiben.“

Zunächst gehe es nun aber darum, den Geschäftsbetrieb im Rahmen des Insolvenzverfahrens „uneingeschränkt fortzuführen“ und das Vertrauen von Lieferanten und Kunden zu gewinnen. Bielomatik werde wie geplant an der Messe K in Düsseldorf teilnehmen, die als wichtigste Messe der kunststoffverarbeitenden Industrie gilt. Hierfür habe der Insolvenzverwalter die Gelder freigegeben. Das wird als positives Signal gewertet.

Papierverarbeitung verkauft

Es ist das zweite Mal in vier Jahren, dass das Unternehmen Insolvenz anmelden muss. Im April 2015 war für die Sparte Papierverarbeitung ein Schutzschirmverfahren beantragt worden. Diese Sparte wurde an das US-amerikanische Unternehmen BW Papersystems mit Werk unter anderem in Nürtingen verkauft. Bei Bielomatik verblieben die Sparten Kunststoffschweißen und Schmiertechnik. Rund 100 Arbeitsplätze fielen damals weg. Beide Insolvenzverfahren hätten aber unterschiedliche Hintergründe, so ein Firmensprecher

Die Stimmung in der Belegschaft sei natürlich gedrückt, berichtet Betriebsratsvorsitzender Matthias Ade. Gleichzeitig sei man aber auch hoffnungsvoll, dass es weitergeht: „Die Mitarbeiter glauben an das Unternehmen und die Produkte. Es gibt eine positive Zukunftsprognose“, sagt er. Gleichwohl sei die Unsicherheit da, bis man wisse, wer der neue Investor sein werde und welche Absichten er verfolge.Henrik Sauer