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Mutter aller Probleme?

Zur Berichterstattung über die Äußerung von Horst Seehofer über die „Mutter aller Probleme“

Ich fürchte, wir können Absicht unterstellen, und dann ist die Wortwahl „Mutter aller Probleme“ geschmacklos. Hier wird durch eine rhetorische Nebelkerze versucht, die Zusammenhänge umzukehren und die Opfer zum Problem zu stigmatisieren.

Betrachten wir Ursache und Wirkung richtig herum, kommen wir zu einer ganz anderen Story. Verkürzt kann man sagen: Die Ursache ist Ungerechtigkeit. Die ungerechte Verteilung von Vermögen und Macht. Fangen wir mal bei uns in Deutschland an. Alle Erhebungen kommen zu dem gleichen Schluss: Wenige besitzen viel, viele besitzen wenig. Dass dies nicht zu mehr Unruhe führt, liegt daran, dass wir auf einem insgesamt sehr hohen Niveau leben.

Die gefühlte Zufriedenheit wird durch günstigen Konsum zu „geilen“ Preisen erkauft. Den Preis dafür zahlen Menschen in viel ärmeren Ländern, die unsere billigen T-Shirts, Rosen, Kaffee und so weiter zu teils katastrophalen Bedingungen - Sicherheit, Umwelt . . . - produzieren. Reich werden dort auch wieder nur wenige. Korruption und Gier heizen diesen Prozess weiter an. Konflikte und Gewalt entstehen, und die Anzahl der Armen steigt weiter - und wir verdienen an den Waffen. Am Ende dieser Kette stehen ein Bruchteil dieser Armen als Migranten bei uns.

Der Erzeuger der Probleme ist überwiegend männlich, versucht durch Fake News abzulenken. Horst Seehofer erscheint da nur als ein besonders dreistes Exemplar. Die Verdrehung der Wahrheit wird immer mehr zur Strategie. Dem müssen wir selbstständiges Denken entgegensetzen.

Rolf Endermann, Kirchheim