Unzugeordnete Artikel

Nabu Nürtingen: zweierlei Maß

Zum Artikel „Fischen für die Artenvielfalt“ vom 2. September

In dem Bericht fordert Wolf Rühle, Vorstandsmitglied des Nabu Nürtingen, die regelmäßige Bejagung des Wallers in den Wernauer Baggerseen mit Strom, da dieser Raubfisch den Wasservögeln das Leben schwer mache.

Was war geschehen? Bei einer Kontrollbefischung in diesem Naturschutzgebiet wurden vier Waller von 70 bis 200 Zentimetern Länge nachgewiesen. Dieser heimische Raubfisch „vergreift“ sich naturgemäß ab und zu an Wasservögeln. Hieraus eine Bedrohung der Artenvielfalt abzuleiten, erscheint - insbesondere aus dem Munde des Nabu - geradezu lächerlich. Das besagte Naturschutzgebiet beherbergt seit Jahren eine der größten Kormorankolonien in Baden-Württemberg. In der Brutzeit fressen diese Vögel über 125 Kilo Fisch am Tag, darunter viele bedrohte Fischarten, bei denen komplette Generationen ausgemerzt wurden. Die Angler fordern seit Langem, den Kormoranbestand zu reduzieren, sodass sich die stark geschädigten Wasserökosysteme langfristig eventuell erholen.

Ausgerechnet der Nabu jedoch verhindert seit Jahren ein Kormoranmanagement.

Solange Vögel Fische fressen, ist für den Nabu die Welt in Ordnung. Umgekehrt aber steht für Herrn Rühle die Welt plötzlich auf dem Kopf. Außer Frage, dass der Schutz bedrohter Arten eine rasche Handlung benötigt. Mit einst 5 000 Brutpaaren in Europa ist der Kormoran schon lange nicht mehr auf der roten Liste, sondern mit einer Population von fast 1, 2 Millionen ein täglicher Beitrag zur schnell fortschreitenden Vernichtung unserer lebenswichtigen Wasserökosysteme.

Nicht dem Kormoran ist da­ran in erster Linie die Schuld zuzuschieben, das Übel ist wie so oft der Mensch, der schnell agiert und Entscheidungen nicht bis zu Ende denkt - und dies am Anfang.

Christoph Wasserberg, Landesfischereiverband Baden-Württemberg