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Naturfrevel am Gießnau-Bach?

Zu den Artikeln „Nötiger als das Nötigste?“ vom 2. Januar und „Die Natur gibt Gas“ vom 30.  September

Am Tag vor Heiligabend fielen die letzten Bäume im gesetzlich geschützten, eingetragenen Biotop an der Gießnau östlich der Einsteinstraße. Vor allem Schwarz-Erlen und Eschen bildeten den Auwaldstreifen. Die Maßnahme wurde vor allem mit Verkehrssicherung begründet. Nach der Fällung zeigt sich in vielen Fällen, dass dies eine Scheinbegründung war. So ist selbst bei einer mächtigen, erhaltenswerten Schwarz-Erle, bei der der von der Stadt beauftragte Gutachter vor Ort erklärt hatte, die Erle sei am Stammfuß faul und er hätte eine Messung gemacht, keinerlei Hinweis auf Fäule zu sehen. Auch für seinen vor Ort erklärten Hinweis auf Phytophthora(ein Pilz)-Befall bei einer anderen Erle konnte er keinen Nachweis erbringen. Dass Dr. Bauer von der Unteren Naturschutzbehörde vor Ort einerseits die hohe Bedeutung der Schwarz-Erlen für die Ufersicherung hervorhebt, um fünf Minuten später der Fällung einer stabilen Schwarz-Erle zuzustimmen, ist nicht nachvollziehbar.

Die Situation nach der Fällung offenbart, dass ein leichter Eingriff ausreichend gewesen wäre und der durchgeführte Eingriff völlig überzogen war. Dass durch das jetzt zusätzliche Licht eine höhere Artenvielfalt entstehen soll (Behauptung Ingenieurbüro Müller), ist ein weiteres Scheinargument. Hier wäre der geschützte Auwaldstreifen zu erhalten gewesen. Gestrüpp und Brennnesseln und andere Allerweltsarten durch Licht zu fördern, passt nicht zu diesem Ziel.

Unbeantwortet von Ingenieurbüro Müller und der Stadt blieb auch die vom öffentlich bestellten Sachverständigen Klug vorgebrachte Frage der Geldverschwendung bei den Eschen: Bei einigen der Eschen war erst kurz zuvor Geld ausgegeben worden für eine Kroneneinkürzung. Dass diese jetzt gefällt wurden, macht keinen Sinn. Das Argument, dass die Kroneneinkürzung aus Sicherheitsgründen notwendig war, ist ein Scheinargument: Aus Sicherheitsgründen hätte es genügt, nur gefährliche Äste oberhalb des Weges zu entfernen.

Dr. Niels Böhling, Kirchheim