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Naturhotel stößt auf Gegenliebe

Städteplanung Architekt Gunther Single und Gastronom Christer Belser präsentieren ihren Planentwurf für ein Hotel in Nürtingen. Stadträte und Bürgerinitiative sind davon angetan. Von Anneliese Lieb

Basierend auf dem Entwicklungskonzept „Westlicher Neckar“ erarbeitete Architekt Gunther Single einen städtebaulichen Entwurf für ein Naturhotel. Entstehen soll, im Gegensatz zur früheren, viel kritisierten Planung, kein einzelner massiver Bau, der weit ans Neckarufer heranreicht, sondern drei einzelne Bauten. Die Punkthäuser grenzen unmittelbar an die B 313 und lassen zum Neckar hin viel Freifläche für die Nürtinger, die im Rahmen einer Bürgerbeteiligung gestaltet werden soll.

Ebenerdig befinden sich in den Punkthäusern Parkplätze für Autos und Fahrräder. Über Treppenhäuser und Aufzüge kommt man von jedem der drei Häuser, die durch offene Stege miteinander verbunden werden, in die nächsthöhere Ebene. Im ersten Haus soll auf Ebene eins das Restaurant mit 96 Sitzplätzen im Innen- und Außenbereich entstehen. Im darüber liegenden zweiten Geschoss sind Konferenz- und Seminarräume vorgesehen. Darüber befinden sich Hotelzimmer und auf der vierten Ebene eine Rooftop-Bar mit Lounge-Atmosphäre und freiem Blick auf die Stadt Nürtingen. Dazu sind noch Boarding-Appartements geplant, die auch längerfristig gemietet werden können.

Lücke soll geschlossen werden

Das gastronomische Rahmenkonzept stellte Christer Belser vor, der seit fünf Jahren am Nürtinger Marktplatz das Restaurant „Belsers“ betreibt. Mit dem künftigen Naturhotel möchte Christer Belser sowohl Geschäftsreisende als auch Touristen ansprechen. Allein auf dem Neckartal-Radweg waren 2019 fast 150 000 Menschen unterwegs. Hier fehle es bisher an einem Angebot, sagt Belser, und diese Lücke möchte er in Nürtingen mit dem Biohotel mit ökologischem Gesamtkonzept schließen. Die Küche soll schwäbisch regional, frisch und hausgemacht sein. Sowohl mittags als auch abends will er im Restaurant und im Biergarten eine unterschiedliche Speisenauswahl bieten. Vom feinen Rinderbäckle bis hin zum Wurstsalat im Biergarten. Und wer an lauen Sommerabenden den Abend am Neckar genießen möchte, kann sich am Selbstbedienungskiosk ein Getränk holen. Belser möchte mit regionalen Anbietern kooperieren und kann sich auch eine Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing vorstellen, indem zum Beispiel Pakete für Touristen mit Themenführungen und Hotelübernachtung geschnürt werden. „Für mich ist Nürtingen meine Heimatstadt und das Projekt meine Herzenssache. Ich hoffe, dass es auch für Sie zur Herzenssache wird“, bat Belser die Nürtinger Stadträte um Unterstützung.

Oberbürgermeister Fridrich bekräftigte nochmals den Mehrwert für Nürtingen. Jetzt heißt es für ihn, aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und die Bürger von Anfang an einzubeziehen. Im jetzigen Planungsstadium gehe es indes nicht um Detailfragen, sondern vielmehr um das grundsätzliche „Go“. Eine Bürgerbeteiligung versprach er für den Herbst. Bis dahin muss die Verwaltung noch etliche Hausaufgaben machen. Fragen zum Vergaberecht, zu Bodenrichtwerten, zum Hochwasserschutz und zum städtebaulichen Vertrag müssen geklärt werden. Ende Juli muss der Gemeinderat endgültig grünes Licht geben.

Seine Meinung äußerte Fritz Eisele von der Bürgerinitiative (BI). Er rief die Aktivitäten der BI gegen die Pläne des Reutlinger Hotelinvestors in Erinnerung. Was der BI am Neustart gefällt: dass die Planung auf dem Ideenwettbewerb fußt, nur Flächen für drei Punkthäuser verkauft werden sollen, der erweiterte Freibereich im Besitz der Stadt bleibt und die Ausgestaltung im Rahmen einer Bürgerbeteiligung erfolgen soll. Die ersten Statements der Ausschussmitglieder klangen überwiegend positiv. Bei Regine Glück (NLG-Basis NT) findet der Entwurf Zustimmung, wenn die Bürger frühzeitig eingebunden werden. Ähnlich ergeht es Michael Medla (SPD), der vom Grundsatz her dem Vorhaben offen und positiv gegenüber steht. „Da könnte ein Aushängeschild für Nürtingen entstehen.“ Viele positive Aspekte konnte auch Dr. Jana Hof (NT14) den Entwürfen abgewinnen: das nachhaltige Konzept, die Regionalität und die Verzahnung. Unabhängig von der Zustimmung der Bürgerinitiative müsse man jedoch alle Nürtinger einbeziehen, um dem Projekt zu einem guten Start zu verhelfen.