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Neuer Chef der Brennbar in der Kritik

Gastronomie Noch vor Eröffnung der „Brennbar“ heute in Nürtingen wird im Internet zum Boykott aufgerufen. Grund sind fragwürdige Facebook-Beiträge. Von Matthäus Klemke

Das neue Logo der „Brennbar“ hängt bereits über dem Eingang. Foto: Jürgen Holzwarth
Das neue Logo der „Brennbar“ hängt bereits über dem Eingang. Foto: Jürgen Holzwarth

Die Erleichterung war bei vielen Nürtingern groß, als neue Betreiber für die „Brennbar“ in der Heiligkreuzstraße gefunden waren. Peter Burger und Bernd Schmidt übernehmen das Traditionslokal. Doch auf Letzteren prasselt nun viel Kritik ein.

Grund dafür sind einige Beiträge auf seiner Facebook-Seite. So ist auf einem Bild zum Beispiel eine Hand zu sehen, die ein Smartphone am Strand hochhält. Darüber steht „Bei Anruf Abholung im Mittelmeer“. Viele solcher Beiträge entstammen Seiten, die mit rechter Propaganda Stimmung gegen Ausländer und Zuwanderung machen - darunter auch Beiträge der AfD.

Seit Dienstag sind diese Inhalte von Schmidts Seite verschwunden - zu spät. In den sozialen Medien macht die Nachricht über die politische Gesinnung des neuen „Brennbar“-Chefs bereits die Runde. Sogar zum Boykott wird aufgerufen. Einer der erfahrenen Service-Mitarbeiter hat aufgrund der Anschuldigungen bereits seine Kündigung eingereicht.

Bernd Schmidt selbst spricht von Rufschädigung: „Ich bin nicht rechtsradikal und habe nichts gegen Ausländer. Diejenigen, die mich kennen, wissen das auch.“ Er selbst habe zahlreiche Ausländer im Freundeskreis. Die Inhalte auf seiner Facebook-Seite habe er nie selbst verfasst: „Ich habe die Beiträge nur geteilt und mir nichts dabei gedacht.“ Hinterfragt habe er die Aussagen nie. Erst vor Kurzem habe ihn jemand darauf aufmerksam gemacht, dass solche Inhalte nicht gerade geschäftsfördernd seien: „Dann habe ich alles sofort gelöscht. Im Nachhinein bereue ich natürlich, dass ich so etwas auf meiner Seite hatte“, sagt Bernd Schmidt. Er hofft, dass zur offiziellen Eröffnung am Samstag dennoch viele Gäste kommen: „Jeder ist bei uns willkommen. Dann kann sich jeder selbst ein Bild von mir machen.“

Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich hatte im Vorfeld im Internet die Werbetrommel für die Wiedereröffnung der „Brennbar“ gerührt und sein Kommen für Samstagabend angekündigt. Mittlerweile hat er alle Beiträge zum Thema „Brennbar“ gelöscht und auch seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier abgesagt. „Ich wollte mit einigen Leuten aus dem Rathaus-Team hingehen. Das machen wir jetzt nicht mehr“, so Fridrich. „Wie Nürtingen selbst, war die ,Brennbar‘ immer ein Ort, an dem Vielfalt und Toleranz herrscht. Es wäre schade, wenn das in Zukunft nicht mehr der Fall wäre“, sagte der Oberbürgermeister.

Verpächterin des Lokals ist die FDP-Ortsverbandsvorsitzende Julia Abele. Sie reagierte gestern mit einem kurzen schriftlichen Statement auf die Anschuldigungen: „Ich wurde heute mit den Vorwürfen gegen einen der neuen „Brennbar“-Pächter völlig überrascht und hatte noch keine Gelegenheit, mir hierzu ein persönliches Bild zu machen. Ich distanziere mich grundsätzlich und ausdrücklich von jeglichem Extremismus - egal ob von links oder rechts - in unserer Gesellschaft und verurteile dies scharf. Ich stehe für Vielfalt und liberale Werte.“