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Neun „Nasen-Prüfer“ entlasten Remondis

Entsorger Landratsamt: Geruchsbelastung im Gewerbegebiet Reichenbach ist zumutbar.

Kreis. Die Temperaturen steigen und mit ihnen die Sorge mancher Reichenbacher, dass im Osten der Gemeinde wieder vermehrt Gestank, Fliegen und sogar Ratten auftreten werden. Darüber hatten im vergangenen Jahr vermehrt die direkten Anwohner, aber auch die Bewohner nahe gelegener Wohngebiete geklagt. Sie sahen den Ursprung der Probleme in den Gelben Säcken bei Remondis.

Aufgrund der Klagen ordnete das Landratsamt Esslingen Geruchsmessungen an, die über einen Zeitraum von rund sechs Monaten durchgeführt wurden. Bislang gibt es keine zugelassenen Geräte, die die Geruchsbelastung messen. Stattdessen kommen nach einem genau definierten Verfahren menschliche Nasen zum Einsatz, nämlich die von geschulten Prüfern. Konkret haben nach Angaben der Kreisbehörde an 52 Messtagen jeweils neun Personen Begehungen im Umfeld von Remondis durchgeführt und dabei 559 Einzelwerte erhoben. Diese wiederum bestehen aus jeweils 60 Riechproben, die zehn Minuten lang alle zehn Sekunden erhoben und direkt digital erfasst werden. Durchgeführt wurden die aufwendigen „Rastermessungen“ von einem spezialisierten Fachbüro. Es wird festgehalten, ob ein Geruch wahrnehmbar ist, ganz unabhängig von seinem Charakter. Denn ob etwas gut riecht oder nicht, ist ein Stück weit subjektiv - auch intensiver Parfümduft kann ja durchaus lästig sein.

Die Geruchsimmissionsrichtlinie (GIRL) regelt, wann eine Geruchsbelastung als „erheblich“ einzustufen ist. In Gewerbegebieten wird den Bewohnern mehr zugemutet als in Wohngebieten, die Regel spricht von einer zulässigen Geruchsstundenhäufigkeit von 15 Prozent auf das Jahr bezogen. Was auch immer das genau heißen mag, rund um Remondis wird dieser Wert nach Aussage der Gutachter nicht überschritten. Folglich kann die Firma weitermachen wie bisher. Laut Andrea Wangner, Pressesprecherin des Landkreises, habe man Remondis dennoch aufgefordert, „von dem Gelände ausgehende Geruchsemissionen im Rahmen des betrieblich Möglichen zu minimieren“. Die Firma habe zudem zugesagt, „dass sie den Turnus der Fliegenbekämpfung verkürzen“ werde, berichtete Bürgermeister Bernhard Richter im Gemeinderat. Richter setzt auch Hoffnung in eine neue Halle, die auf dem Firmengelände gebaut wird. Wenn diese fertig sei, werde sich die Lage weiter verbessern. Er habe den Eindruck, dass jetzt verstärkt darauf geachtet werde, die Tore zu schließen: „Die wollen auch nicht negativ in der Presse stehen.“Karin Ait Atmane