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Neustart, allerdings etwas anders als gedacht

Pädagogik Seit Januar ist Ole Abraham Leiter der Musikschule Köngen/Wendlingen. Jetzt ist er Krisenmanager.

Wendlingen. Nach der siebten Corona-Verordnung der Landesregierung ist die härteste Zeit für Musikschulen erst einmal vorbei. Unterricht ist wieder möglich. Aus dem Krisenmodus wird Ole Abraham, der neue Leiter der Köngener und Wendlinger Einrichtung, dennoch nicht so schnell herauskommen. Denn der Unterricht vor Ort ist erst einmal nur am Klavier, am Schlagzeug und mit Streichinstrumenten möglich. Gesangsschüler, Blasmusiker und Tänzer werden weiterhin aus der Distanz betreut. Ebenfalls auf die lange Bank geschoben ist der Ensembleunterricht.

Krisenmanager also - das sah Anfang Januar noch anders aus. Der Einstieg in den neuen Job verlief für Ole Abraham zunächst mit vielen neuen Ideen. Das Coronavirus zwang ihn, all die schönen Ideen erst einmal beiseitezuschieben. Stattdessen überlegte er mit seinen Kollegen, wie dennoch Unterricht angeboten werden kann. Schnell war klar, dass man den Schülern vermitteln möchte: Dies ist nicht das Ende des Musikunterrichts. Eine Fernbetreuung wurde in kürzester Zeit auf die Beine gestellt.

Doch Fernunterricht ist rein rechtlich nicht gebührenrelevant. Deswegen hat die Musikschule den Eltern angeboten, die Unterrichtsgebühren für die Zeit zurückzuerstatten. Indes, viele Eltern verzichten darauf, betrachten die Gebühr als Spende - ein Zeichen der Solidarität mit der Einrichtung.

Läuft der Unterricht wieder in gewohnten Bahnen, soll einiges in die post-pandemische Zeit hi­nübergerettet werden, die digitalen Angebote beispielsweise. Musikschulen seien ein wenig hinterher, was den Digitalpakt angeht. Das müsse sich ändern. „Ich erhoffe mir von der Politik, auch ein Auge auf die Ausstattung unserer Institutionen zu haben“, sagt Abraham. Dass die Kinder und Jugendlichen nicht nur den Schulalltag an den allgemeinbildenden Schulen vermissen, erfahren die Lehrer der Musikschule Köngen/Wendlingen oft. „Sie merken, was sie an ihrem Lehrer und dem Unterricht vor Ort haben“, sagt Abraham und lacht. Doch auch der Fernunterricht habe Vorteile: Die Schüler sind konzentrierter, hören genauer zu.

Die Coronakrise wird nach den Lockerungen Auswirkungen haben. Für die Musikschüler bedeutet das: Konzerte fallen erst einmal flach. Ein anderes Ziel, das den Jahreslauf der Musikschüler mit bestimmt, ist der Wettbewerb „Jugend musiziert“. „Im Moment planen wir für nächstes Jahr“, sagt Abraham. Das jedoch intensiv. Wer spielt mit wem, wer präsentiert welches Musikstück? Diese Fragen müssen geklärt werden. Doch die Vorbereitung hat etwas Improvisatorisches. Denn derzeit ist ja nicht klar, wann Wettbewerbe tatsächlich wieder stattfinden können.

Den Optimismus ganz an den Nagel hängen will Ole Abraham jedoch nicht. Das Jahreskonzert der Musikschule im November steht immer noch in seinem Terminkalender. Die Alternative wären Online-Konzerte. Ole Abraham ist für solche Ideen aufgeschlossen. In einer Konferenz mit anderen Musikschulen sollen solche Projekte und ihre technische Umsetzung angesprochen werden. Denn, klar, die technischen Möglichkeiten müssen vorhanden sein. Doch nicht jeder Schüler ist zu Hause auf dem allerneuesten digitalen Stand. Ein Problem, das es über kurz oder lang zu meistern gilt. Der neue Musikschulleiter wird die Digitalisierung ohne Berührungsängste angehen.Sylvia Gierlichs