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Nicht immer Hilfe bekommen

Zum Artikel „Chaos im Kopf“ vom 24. Juli

Mich hat es gefreut, dass über dieses Thema einmal berichtet wird. Ich möchte mit meinem Leserbrief Mut machen, dass Sie diese Themen mehr aufgreifen! Das hilft Betroffenen sehr! Wir waren neun Jahre lang Pflegeeltern für ein Mädchen mit dem fetalen Alkoholsyndrom. Sie kam mit sechs Jahren zu uns. Auch sie hat damals oft Regeln und Grenzen übertreten. In Alltagssituationen hat sie oft geschrien, wenn wir Anforderungen stellten, oder ist manchmal einfach weggelaufen. Glücklicherweise hatten wir mehrheitlich Nachbarn, die viel Verständnis hatten, wenn es bei uns hoch her ging. Trotzdem haben wir auch manchmal soziale Ausgrenzung erlebt und Unverständnis. In der Schule hatten wir viel häufiger Elterngespräche als die anderen Eltern. Unsere Pflegetochter hat damals oft heftige Anschuldigungen gegen Lehrer oder auch gegen uns gemacht, und es war nicht immer einfach, zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden. Das ist sehr typisch für Kinder mit dem FAS (Fetales Alkoholsyndrom). Frau Marita Mayer, frühere Rektorin der Grundschule in Dettingen, hat uns damals sehr unterstützt. Vielen Dank nochmal an die ehemalige Rektorin!

Vom Jugendamt und auch vom Pflegekinderdienst haben wir leider wenig Hilfen erhalten. Insbesondere im Umgang mit den leiblichen Eltern unserer Pflegetochter. Da war das Jugendamt wenig hilfreich. Wir haben dann Fachbücher gelesen und uns mit anderen Pflegeeltern vernetzt.

Heute ist sie erwachsen und hat es geschafft, eine Ausbildung zu machen. Sie braucht uns noch immer und ist wie unsere leiblichen Kinder an den Feiertagen und zu Geburtstagen zu Besuch! Wir sind sehr froh, dass wir damals durchgehalten haben.

Mareike Kurz, Dettingen