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Pauken statt Chillen

Bildung Gespitzte Stifte, neue Hefte und gefüllte Klassenräume mitten in den Ferien: Für die Schülerinnen und Schüler der Sommerschule in Kirchheim ist der Schulalltag schon wieder voll im Gange. Von Cara Döhlemann

Mathelehrerin Corinna Geltz hilft Schülerinnen und Schülern aus Vorbereitungsklassen, den versäumten Stoff nachzuholen. Foto: Ca
Mathelehrerin Corinna Geltz hilft Schülerinnen und Schülern aus Vorbereitungsklassen, den versäumten Stoff nachzuholen. Foto: Carsten Riedl

Die letzte Woche der großen Ferien ist angebrochen, und in den Klassenzimmern der Kirchheimer Teck-Realschule rauchen die Köpfe. Die 29 Schülerinnen und Schüler haben sich freiwillig entschieden, Lernrückstände in der Sommerschule nachzuholen. „Dieses Jahr ist die Nachfrage besonders groß. Viele Kinder haben durch die Corona-Pandemie mehr Lücken als die Jahre davor“, erläutert Andreas Forro. Er ist Bezirksjugendreferent vom Evangelischen Jugendwerk in Kirchheim und hat die Sommerschule in Kirchheim geplant. Diese ist ein Gemeinschaftsprojekt der Teck-Realschule in Kirchheim, des staatlichen Schulamts in Nürtingen und des Evangelischen Jugendwerks Bezirk Kirchheim. Koordiniert, gefördert und finanziert werden die Sommerschulen vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg.

Ehemalige helfen mit

Dieses Jahr besteht das Helferteam sogar aus zwei ehemaligen Sommerschülerinnen. Die Werk- realschülerin Damla Gündogdu ist eine davon: Sie bereitet gerade den Salat fürs Mittagessen vor und ist überzeugt von dem Konzept: „Die Sommerschule ist immer schön und trotz Lernen mit viel Spaß verbunden. Ich bin leider zu alt, um als Schülerin dabei zu sein, aber dafür helfe ich hier jetzt anderweitig mit.“ Während Andreas Forro mit den zwei fleißigen Küchenfeen das Mittagessen vorbereitet, drücken die anderen noch die Schulbank.

Insgesamt gibt es drei Lerngruppen mit jeweils einem Lehrer. „Die Gruppen rotieren jeden Morgen zwischen Mathe-, Deutsch- und Englischunterricht durch, sodass jeder alles mitnehmen kann“, sagt der Jugendreferent. Doch bevor die Bücher aufgeschlagen werden, darf ein ausgewogenes Frühstück natürlich nicht fehlen. „Uns ist es wichtig, dass wir jeden Morgen gemeinsam essen und danach mit einem kleinen Warm-up in den Tag starten“, sagt Andreas Forro. Zum Wachwerden lässt er die Gruppe zum Beispiel kleine Sport- übungen machen.

Es gibt eine Gruppe, die ausschließlich nur aus Schülerinnen und Schülern von Vorbereitungsklassen besteht, also Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die noch an ihrer Sprache feilen müssen. „Deshalb legen wir in der Lerngruppe den Schwerpunkt besonders auf die Sprache“, erklärt Corinna Geltz. Sie ist Mathelehrerin an der Werkrealschule in Weilheim und seit einigen Jahren treue Lehrkraft an der Sommerschule in Kirchheim. „Die Schülerinnen und Schüler sind sehr motiviert und fragen jeden Tag freiwillig nach Hausaufgaben. Das ist wirklich toll“, meint sie.

Neben dem Lernen steht noch jede Menge Action auf dem Programm. „Am Nachmittag geht es immer raus, damit die Kinder sich austoben können“, erklärt Andreas Forro. Mal ging es zu den Bürgerseen, mal gab es „Actionbound“: „Das ist die digitale Variante der altbekannten Schnitzeljagd“, erklärt der Jugendreferent. Das Highlight der Woche war der Ausflug in den Kletterwald nach Plochingen.

Das Angebot ist vielfältig, hier heißt es gemeinsam Lernen und Erleben und das ohne Notendruck. „Das macht die Sommerschule so besonders. Ich bekomme von vielen Eltern und Kindern immer wieder sehr viele positive Rückmeldungen“, berichtet Corinna Geltz. Heute am letzten Tag der Sommerschule präsentieren die Kinder in Kleingruppen, was sie die Woche über mitgenommen haben. „Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler auch auf das Präsentieren vor der Klasse vorbereitet werden“, sagt Andreas Forro. Danach findet normalerweise immer ein Abschlusstreffen mit den Eltern der Kinder statt. „Das muss dieses Jahr wegen Corona leider ausfallen“, bedauert der Jugendreferent. Die Sommerschüler und die Lehrer werden aber trotzdem zusammensitzen und die Woche genüsslich mit Fingerfood ausklingen lassen.