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Pro Familia - wirklich?

Zum Artikel „Schwangere sollen frei entscheiden“ vom 15. Mai

Mit großer Aufmerksamkeit habe ich das Interview mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Pro Familia gelesen. Am Ende des Artikels war ich zutiefst aufgewühlt. Wie kann es sein, dass eine Beratungsstelle, die sich „Pro Familie“ nennt, sich so einseitig positioniert? Es stimmt absolut, dass Frauen in einen schweren Konflikt kommen können und sie sich mit der Situation „Schwangerschaft“ überfordert fühlen. Genau darin braucht es eine Beratung von außen. Von Menschen, die zuhören und aufzeigen, welche Alternativen es zu einem Schwangerschaftsabbruch gibt und wie diese konkret aussehen. Beraten bedeutet Alternativen aufzeigen.

Wenn man den Artikel liest, gewinnt man den Eindruck, dass die gesetzlich vorgeschriebene Beratung als „Zwangsberatung“ betrachtet wird und in ihr nicht das Positive gesehen wird, das der Gesetzgeber mit dieser Regelung angedacht hat. Die kritische Stellung zur Überdenkzeit von mindestens drei Tagen, die zwischen Beratung und Abtreibung liegen müssen, ist überraschend, geht es hier doch um eine absolut weitreichende Entscheidung. Sich nach der Beratung nochmals Zeit zur Abwägung zu nehmen, ist enorm wichtig.

Noch ein Letztes: Die Forde­rung, dass in der gynäkologischen Ausbildung das Erlernen eines Schwangerschaftsabbruchs verbindlich sein sollte, verstärkt die Wahrnehmung, dass Pro Familia sich einseitig „Pro Schwangerschaftsabbruch“ positioniert. Durch diese Regelung würde man nicht wenige angehende Ärzte in einen Gewissenskonflikt treiben. Leben ist ein Geschenk, und es bleibt zu hoffen, dass in unserer Gesellschaft diese Sichtweise erhalten bleibt.

Günter Öhrlich, Kirchheim