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„Schützen, was man kennt“

Naturschutz Im Lenninger Tal hat sich eine BUND-Gruppe gegründet. Die Vorsitzenden Iris Hann und Samuel Kick wollen auch Jugendliche einbinden. Von Anke Kirsammer

Iris Hann und Samuel Kick fischen aus der Lauter in Brucken Unrat. Im Herbst soll eine Bachputzete stattfinden. Laufenten (BIld
Iris Hann und Samuel Kick fischen aus der Lauter in Brucken Unrat. Im Herbst soll eine Bachputzete stattfinden. Laufenten (BIld unten) sorgen im Garten von Iris Hann dafür, dass die Schnecken nicht überhandnehmen.Fotos: Carsten Riedl

Einen passenderen Ort könnte es für das Pressegespräch kaum geben: Gegenüber der Terrasse bietet eine Natursteinmauer Unterschlupf und genügend Sonnenplätze für Zauneidechsen. Umgeben von sattem Grün und dem unablässigen Rauschen der Lauter rennen sechs flauschige Lauf­enten übers Gras. „Das sind unsere natürlichen Schneckenverputzer“, sagt Iris Hann. Zusammen mit ­Samuel Kick teilt sie sich den Vorsitz einer neuen BUND-Gruppe für Lenningen, Owen und Erkenbrechtsweiler.

Doch wie so oft ist auch das Idyll an der Lauter in Brucken trügerisch: Bis vor wenigen Wochen bildete sich auf dem Gewässer regelmäßig ein Schaumteppich. Mitunter lag Fäkaliengeruch in der Luft - Grund für die beiden Naturschützer, die Behörden einzuschalten. Auch die ­wiederholte Verunreinigung durch Heizöl und der Müll in der Lauter treibt sie um: Im Handumdrehen hat Samuel Kick seinen Eimer im Bachbett zur Hälfte mit Folien, Plastikteilen und schlammüberzogenen Hygieneartikeln gefüllt. „Im Herbst wollen wir eine Bachputzete machen“, kündigt Iris Hann an. Gespräche dazu haben bereits mit den Fischereiberechtigten stattgefunden.

In Lenningen und Umgebung gab es bislang keinen offiziellen Ansprechpartner des BUND, und „Kirchheim ist arg weit weg“, sagt Samuel Kick. Iris Hann vermisste nach ihrem Umzug ins Lenninger Tal die Stimme des Naturschutzes. Also taten sich die beiden Bruckener zusammen und riefen die BUND-Gruppe ins Leben. Vernetzen wollen sich die Team­player nicht nur mit Ortsverbänden des BUND, sondern auch mit anderen Naturschutz-Akteuren sowie örtlichen Vereinen und Organisationen.

Es ist der praktische Umweltschutz, der die Initiatoren antreibt. Dazu gehört die Umsetzung des Biodiversitätsgesetzes, das Arten, Streuobstwiesen und Flächen beschirmt. „Ich kam vom Gelbbauchunkenschutz zum Naturschutz“, sagt Samuel Kick. Das Wiederherstellen von Wald- und Feuchtbiotopen liegt ihm besonders am Herzen. So ist dank seiner Hilfe nun einer der beiden Teiche des „Säubads“ - die frühere Owener Badeanstalt - repariert. Gearbeitet hat er auch an einem Projekt hinter der Sulzburg in Unterlenningen. Dort wurde mit dem Nabu ein Feuchtgebiet teilweise entschlammt. Erdkröten, Grasfrösche, Teich- und Bergmolche fühlen sich jetzt wieder heimisch.

Der schon länger geplante Start der BUND-Gruppe fiel wegen der Corona-Pandemie holpriger aus als gedacht. Doch niedrige Inzidenzen lassen die Vorsitzenden hoffen, dass es nun regelmäßige Treffen gibt und auf Online-Meetings verzichtet werden kann. Ein Anliegen ist Iris Hann, Menschen mit Migrationshintergrund einzubinden. Auch Kinder und Jugendliche sollen ins Boot geholt werden. „Durch Fridays for Future gibt es doch welche, die anders denken können“, sagt die Lenningerin. „Unser Ziel ist, Leute an die Natur heranzuführen. Man schützt nur, was man kennt“, so lautet ihre Überzeugung. Dabei solle es nicht um Naturschutz um jeden Preis gehen. Aufgebaut werden soll ein Beratungsdienst, um zu zeigen, was auch im eigenen Garten gemacht werden kann, um beispielsweise Bienen mit blütenreichen Pflanzen Nahrung zu geben - oder um zu demonstrieren, wie sich eine Natursteinmauer realisieren lässt.

BUND Lenningen Naturschutz LauterLaufenten Enten
BUND Lenningen Naturschutz LauterLaufenten Enten

Interessierte sind willkommen

Samuel Kick ist bereits seit 15 Jahren BUND-Mitglied. Der Gärtnermeister engagiert sich im Landesverband in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften, gehört dem Regionalvorstand an und ist darüber hinaus Landes­delegierter.

Iris Hann engagiert sich nicht nur im BUND, die Betriebswirtin ist wie ­Samuel Kick auch Nabu-Mitglied.

1 Interessierte können sich an den BUND - Lenningen und Umgebung wenden unter der ­Telefonnummer 01 57 56 38 67 56 beziehungsweise per E-Mail an bund-lenningen@web.de