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Flut Zum zweiten Mal sind Helfer aus Erkenbrechtsweiler ins Katastrophengebiet im Ahrtal gefahren. Regionale Firmen stellten Gerät und Fahrzeuge zur Verfügung. Von Kirsten Oechsner

Vor dem Start ins Ahrtal (von links): Christian und Klaus Hörz, Marcel Nüßle und Peter Treml.Foto: Kirsten Oechsner
Vor dem Start ins Ahrtal (von links): Christian und Klaus Hörz, Marcel Nüßle und Peter Treml.Foto: Kirsten Oechsner

Sie haben die Manpower, das notwendige Equipment und vor allem den Willen zu helfen: Christian und Klaus Hörz sowie ihre Mitarbeiter Marcel Nüßle, Peter Teml und Alexander Graf haben ihr eigentlich freies Wochenende helfend im Ahrtal verbracht. Die Hörz-Cousins sind von Erkenbrechtsweiler bereits zum zweiten Mal zum freiwilligen Einsatz ins Katastrophengebiet aufgebrochen.„Das kann man nicht in Worte fassen, was man dort zu sehen bekommt“, erklärt Christian Hörz. „Es sieht aus wie im Krieg, es ist alles niedergewalzt.“

Das erste Mal hatte sich Klaus Hörz im Juli drei Tage nach der Flutkatastrophe mit einem Kumpel spontan ins Ahrtal aufgemacht, um zu helfen. Dieser erste Aufenthalt habe ihm sehr zu denken gegeben, gemeinsam mit Cousin Christian habe er nach einer Möglichkeiten gesucht, um zu helfen und sie gefunden: Sie organisierten einen privaten Hilfstrupp.

Die Spedition Hörz stellte die drei Lastwagen für eine erste Hilfsfahrt, die Firma Schmittinger aus Köngen zwei Baumaschinen plus Tieflader. Denn gerade die Bagger werden dringend benötigt: Überall liege Schlamm, Geröll und Müll wie auch Autos und Hauseinrichtungen.

Mit drei Lastwagen - an zwei hingen Tieflader mit den Baggern - ging’s am 23. Juli erstmals ins Ahrtal, drei Angestellte waren mit dabei Angekündigt hatte sich der Trupp damals nicht, willkommen waren die Helfer mit ihrem schweren Gerät auf jeden Fall: Sie legten noch in der Nacht los, konnten viel bewegen.

Nachhaltig geschockt

In Rech kam der Hilfstrupp von der Alb zum Einsatz, der Ort liegt in einem etwa 500 Meter breiten Tal: Über die gesamte Breite habe sich die Ahr ihren Weg durch den Ort und die Gassen gesucht - die Cousins sind nachhaltig geschockt, welche Kraft Wasser haben kann. Existenzen seien vernichtet worden, viele Menschen hätten ihr gesamtes Hab und Gut verloren.

„Es war sehr anstrengend, man bekommt nicht viel Schlaf“, berichtet Christian Hörz. Damals sei es noch so gewesen, dass jeder helfen konnte und die Feuerwehr vor Ort die Koordination übernommen hatte - das sei samstags dann angesichts der Flut an Helfern eingeschränkt worden.

Den Cousins war eines klar: Das war’s noch nicht mit dem freiwilligen Einsatz. Just in dem Moment, als sie über eine weitere Fahrt ins Katastrophengebiet nachdachten, kam von dort die Anfrage, ob sie sich einen weiteren Einsatz vorstellen könnten. Eine Woche lang haben die Cousins nach der Anfrage die zweite Hilfsfahrt organisiert und alle Hebel in Bewegung gesetzt, Unterstützer zu finden: Die Lastwagen stellt die Spedition Hörz, die Tieflader und Bagger steuern die Firmen Werner aus Grabenstetten und Schmittinger bei. Nicht zu vergessen: Der Hilfstrupp hatte auch Hunderte von Wurstdosen der Metzgerei Scheu & Weber aus Owen dabei.

Im Unterschied zum ersten Einsatz ist der Trupp dieses Mal offiziell angemeldet und der Hilfsdienst entsprechend organisiert: Über eine Koordinationsstelle erhielten die Helfer während der Anreise den Einsatzort. Vor Ort wird der Sprit gestellt, Bundeswehr und Technisches Hilfswerk sind für die Versorgung verantwortlich. Auch wurden mobile Reifenservice-Stationen eingerichtet, die laut Klaus Hörz durchaus notwendig sind: „Der Schlamm ist bis zu 50 Zentimeter tief und man sieht nicht, was an Scherben oder Nägeln darin liegt.“

Es wurden Imbissbuden zur Versorgung aufgestellt, auch stehen Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung - doch geschlafen werde sicher wenig. Umso mehr rechnet es Christian Hörz den Mitarbeitern der Spedition an, den freiwilligen arbeitsintensiven und anstrengenden Einsatz nach einer Arbeitswoche mitzumachen, zumal sie am Montag zum Teil sehr früh wieder im Job sein müssen.

Begleitet wurden die Hörz-Cousins von Marcel Nüßle und Peter Treml sowie Alexander Graf, der direkt nach dem Urlaub im Ahrtal als Helfer mit dabei ist. Etwa 5000 Euro kostet jeder Einsatz die Spedition Hörz: „Wir spenden das gerne“, unterstreicht Christian Hörz, der gemeinsam mit dem Team im Katastrophengebiet aus Überzeugung mit anpackt - es sei dort nach wie vor jede Hilfe notwendig.