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Skandalöser Missbrauch

Zum Artikel „Kritisch gegenüber der Ehe für alle“ vom 2. März

Dem Gerede der Vorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU von einer notwendigen „Rückbesinnung auf christliche Werte“ muss deutlich widersprochen werden. Wer den angeblichen Verlust christlicher Werte vor allem moralisierend in der Homo-Ehe meint sehen zu müssen, der betreibt Ausgrenzung. Jesus Christus lässt sich aber für keine Form von Ausgrenzung vereinnahmen. Beispiele sind seine Gleichnisse vom „Verlorenen Sohn“ und vom „Barmherzigen Samariter“ und sein Verhalten gegenüber Ausgegrenzten.

Wer, wie der Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung, meint, für die Kirche sei die Beschäftigung mit ihren schrumpfenden Mitgliederzahlen „wichtiger“ als die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Themen wie die Homo-Ehe, der kennt wohl Jesu Wort nicht: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Nicht die Mitgliederzahl, sondern die Umsetzung der Botschaft Jesu wird entscheidend sein für den Weiterbestand der christlichen Kirchen. Zweifellos werden sie in vielem ihrem Namensgeber nicht gerecht.

Aber von einer Umsetzung der Botschaft Jesu kann noch viel weniger bei den politischen Parteien gesprochen werden, die sich „christlich“ nennen. Ihre Politik steht auf nahezu allen Feldern der Botschaft Jesu diametral entgegen: von Wirtschaft über Umwelt, Soziales und Asylpolitik bis hin zum Thema Frieden. Kein Quäntchen der Botschaft Jesu ist darin enthalten, und wer dann, wie viele in der CDU, beschwichtigend sagt, „mit der Bergpredigt kann man ja auch nicht regieren“, der sollte doch dann das Etikett „christlich“ ablegen, denn die „Bergpredigt“ Jesu ist die Summe christlicher Ethik.

Das Etikett „christlich“ aber weiterhin zu benutzen, um damit ganz andere Ziele zu verfolgen, ist ein skandalöser Missbrauch, dem die christlichen Kirchen endlich öffentlich widersprechen sollten.

Martin Brost, Dettingen