Da geht es wohl allen Eltern gleich: Wenn das eigene Kind ausziehen will, bleibt zu Hause eine Lücke zurück. „Oft ist der Auszug des Kindes mit Behinderung für die Eltern die größere Herausforderung“, erzählt Sarah Pintaudi, Heilerziehungspflegerin und Mitarbeiterin im „Ambulant Unterstützten Wohnen“ (AUW) der Lebenshilfe Kirchheim. „Doch für die Menschen mit Behinderung selbst ist das ein Riesenschritt in der Persönlichkeitsentwicklung“, sagt sie. „In einer eigenen Wohnung oder einem WG-Zimmer genießen sie Privatsphäre. Und es treten andere Menschen in das Leben, man hat selbst gewählte Freundschaften.“
Markus Schmidt, Bewohner im AUW erzählt, dass er eigentlich schon immer das Ziel gehabt habe, auszuziehen. „Ich will nicht wüst sein, aber wenn meine Mama mal nicht mehr lebt, dann muss es nicht sein, dass meine Schwägerin oder mein Bruder nach mir schauen.“ Heimweh hatte er erst schon. Aber es sei ja klar gewesen, dass man sich immer sehen kann. Und er grinst: „Jetzt kann ich Wäsche waschen und aufräumen.“ Oft sei die Beziehung nach dem Auszug zu den Eltern viel besser und inniger, bestätigt Sarah Pintaudi. „Jetzt kann man die schönen Dinge zusammen erleben, gemütlich Kaffee trinken und quatschen.“
Ab Herbst gibt es neuen Wohnraum im AUW der Lebenshilfe: Sieben WG-Zimmer entstehen im Steingau-Quartier mitten in der Stadt. Zwei WG-Zimmer sind rollstuhlgerecht ausgebaut und für Rolli-Fahrer reserviert. Weitere Infos gibt‘s unter lebenshilfe-kirchheim.de oder telefonisch bei Benjamin Langhammer unter 0 70 21/9 70 66 25. jnr