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Sommer in der Stadt

Martinskirche, Mittelpunkt der Stadt, interessantes Fachwerk am alten Pfarrhaus, die imposante Kornhausfassade und das herausgeputzte Max-Eyth-Haus säumen den Kirchplatz mit historischer Kulisse. Eine heiße Asphaltfläche, darauf aufgezeichnet in blauer Farbe ein großes Labyrinth.

In dieses Labyrinth will ich hineingehen, langsam zur Mitte finden. Jedoch diese Mitte ist nur erreichbar über gewundene Wege, auch verbunden mit Richtungswechseln, deren Linienführung zwangsweise zum Mittelpunkt führt. Wer ein Labyrinth ernsthaft begeht, macht sich auf die Suche nach sich selbst. Wie auf einem Pilgerweg. Der Weg ist das Ziel!

Meine Gedanken wandern mit durch das Labyrinth, kommen und gehen. Schwierige Zeiten tauchen aus der Vergangenheit auf, Krankheit, Verluste, aber auch Tröstliches, Erfreuliches, manches ist unwichtig geworden. Manches löst sich auf, ordnet sich neu.

Nur wenn ich geduldig und beharrlich weitergehe, werde ich zur Mitte kommen und damit vielleicht auch mein inneres Gleichgewicht wiederfinden. Das Labyrinth gleicht einem Rätsel. Loslassen, still sein, sich bewusst zurücknehmen, dem anderen zuhören, demütig werden, nicht verzweifeln, abschalten, sich auch zum Teil abgrenzen vom Leid des anderen. Und annehmen, dass es so ist, wie es ist. Nach den richtigen Worten des Trostes suchen, für den, dem es schlechter geht als mir.

Dort in der Mitte einen Moment verweilen, zur Ruhe finden, die gewundenen Wege zurückgehen, zurück in ein reales Leben.

Neben der Eingangstür zur Martinskirche steht der Wunschbaum, mit vielen gelben Bändern bestückt, auf die Menschen ihre Hoffnungen, Träume und Wünsche aufgeschrieben haben. In der Hitze des heißen Sommerabends laden vier violett gestrichene Stühle unter dem Motto: Träumen - Lauschen - Hoffen - Schauen zum Verweilen ein. Ein Angebot der Kirche in schwieriger Zeit für alle, die einen Ruhepunkt suchen.

Fotos und Text: Gudrun Roßmann