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Stadt und Rat müssen mehr tun

Zum Artikel „Nachhaltigkeit ist Trumpf in der Teckstadt“ vom 22.  August

Alle Experten sind sich einig: Wenn jetzt nicht drastisch umgesteuert wird, werden unsere Kinder und die folgenden Generation keine intakte und lebenswerte Umwelt mehr haben. Es reicht nicht, wenn der Gemeinderat die Agenda 2030 unterzeichnet - es müssen auch konkrete Programme aufgelegt und umgesetzt werden. Die Initiative „Nachhaltiger Stadtrundgang“ bringt die wertvolle und kreative Arbeit der vielen ehrenamtlichen Initiativen der Stadt zur Geltung. Aber die Verwaltung und der Gemeinderat müssen in Sachen Nachhaltigkeit wesentlich mehr tun. Bisher schmückt sich die Stadt gern mit der Arbeit der ehrenamtlichen Initiativen und investiert zu wenig in die Weiterentwicklung nachhaltiger Projekte.

Die Stelle des Nachhaltigkeitsbeauftragten ist immer noch nicht besetzt. Kirchheim wird voraussichtlich, wie andere Städte in Deutschland auch, die Pariser Klimaziele nicht erreichen. Bis 2030 müsste Kirchheim den Ausstoß der Treibhausgase um 34 Prozent senken. In den letzten Jahren wurden die Emissionen aber nur unwesentlich verringert. Amtliche Trendrechnungen sagen lediglich 3 Prozent bis 2030 voraus. Der motorisierte Individualverkehr nimmt zu. Statt Maßnahmen zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs zu initiieren (zum Beispiel das Stadtticket), wird im Gemeinderat darüber gestritten, ob die Parkgebühren angehoben werden sollen. Eine Studie der Baden-Württemberg-Stiftung zeigt auf: Die Ziele der Agenda 2030 können nur erreicht werden, wenn die Pkw-Nutzung drastisch reduziert wird. In Kirchheim werden nur 4  Prozent der Wege mit Bus und Bahn zurückgelegt - das ist nur halb so viel wie der deutsche Durchschnitt. Ein weiteres Handlungsfeld ist der fortschreitende Flächenfraß. Immer weitere Industriegebiete entstehen, immer mehr Fläche wird zubetoniert. Die Stadt leistet sich immer noch die Genehmigung von Luxuswohnungen, statt in einen kompakten sozialen Wohnungsbau zu investieren. Soll so ein zukunftsfähiges Kirchheim entstehen?

Hans Dörr, Notzingen