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Stama will fast 80 Prozent der Belegschaft entlassen

Wirtschaft Der Maschinenbauer streicht in Schlierbach 300 Stellen. Die Belegschaft steht unter Schock.

Im Firmengebäude in Schlierbach herrscht Schockstarre.Foto: Riedl
Im Firmengebäude in Schlierbach herrscht Schockstarre.Foto: Riedl

Schlierbach. Der Maschinenbauer Stama will sein Werk in Schlier­bach offenbar größtenteils schließen. Das hat ein Sprecher der IG Metall am Dienstag bestätigt. Die Mitarbeiter seien am Tag zuvor zu einer Betriebsversammlung gerufen und von der Nachricht völlig überrascht worden, da bei Stama eigentlich eine Restrukturierung im Gespräch war. Stattdessen wurde nun bekannt, dass die Produktion schließen muss und voraussichtlich mehr als 300 von insgesamt 380 Mitarbeitern ihren Job verlieren werden.

„Produktion, Montage und Applikation sollen in Schlierbach geschlossen und am Standort Neuhausen ob Eck konzentriert werden“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Jens Klarich. Der Ort im Kreis Tuttlingen liegt fast am Bodensee. Von Schlierbach aus ist er zwei Fahrstunden und 123 Kilometer entfernt.

Bei den Mitarbeitern handle es sich jedoch größtenteils um Spezialisten, die noch gebraucht würden und wohl nicht von einem Tag auf den anderen gekündigt werden könnten, so Betriebsrat Klarich. Befristete Verträge existierten bei Stama überhaupt nicht. „Einen Sozialplan mit Interessenausgleich wird es mit Sicherheit geben“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.

Erhalten werden in Schlierbach offenbar nur Abteilungen aus den Bereichen Service und Verkauf mit deutlich weniger als 100 Beschäftigten. Es ist die Rede davon, dass das Werk in irgendeiner Form bleiben soll, eventuell auch für bestimmte Reparaturarbeiten. „Unsere Maschinen kennt ja außer uns niemand so richtig“, glaubt Jens Klarich, der von der Chefetage erst eine Stunde vor der Betriebsversammlung informiert wurde.

Bei der Gewerkschaft zeigte man sich von den Plänen ebenfalls sehr überrascht und will mit der Firmenleitung über mögliche Weiterführungsoptionen verhandeln, denn mit dem Betriebsrat habe es trotz Mitbestimmungspflicht vorab keinerlei Gespräche gegeben. Die IG Metall schließt Arbeitskampfmaßnahmen nicht aus.

Stama ist ein Maschinenbauer im Bereich Komplettbearbeitung komplexer und schwer zu zerspanender Werkstücke. Erst im Juni hatte es Stama erneut in die Liste der 100 innovativsten mittelständischen Unternehmen in Deutschland geschafft. Michael Maier