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Körperkult Am verkaufsoffenen Sonntag haben Tattoo-Fans im alten Teckboten-Gebäude in Kirchheim ihre Haut verzieren lassen. Von Cara Döhlemann

Für Rebecca und Frank Stauß ist Tätowieren mehr als ein Beruf.
Für Rebecca und Frank Stauß ist Tätowieren mehr als ein Beruf.

Die ehemaligen Räume des Teckboten am Alleen-ring sind gefüllt mit Liegen, Tätowier-Maschinen und jeder Menge Menschen, die gespannt auf ihr neues Tattoo warten. Stich für Stich hat Rebecca Stauß am Sonntag die Haut ihrer Kundinnen und Kunden mit Farbe verziert. Sie und ihr Mann Frank sind Besitzer von „Tattoo 2020“ in Kirchheim. Das Studio soll Raum für jeden schaffen. „Egal ob Professoren, Geschäftsleute, Punks oder Otto Normalverbraucher - jeder kann den Körperkult für sich entdecken und zu uns kommen. Unsere älteste Kundin ist Mitte 70“, erzählt Frank Stauß glücklich. Oft werde mit Tattoo-Studios ein kleines, dunkles Kämmerchen assoziiert, in das die Punks gehen. Genau hier will „Tattoo 2020“ Veränderung in die Branche bringen. Das Tattoo-Studio der beiden Kirchheimer erweckt durch nette Accessoires, wie eine hängende Schaukel im Eingang, eine offene und helle Atmosphäre.

Rebecca Stauß hat sich auf „CoverUp-“, „FineLine-“ und „Water Colour“-Tattoos spezialisiert. Beim „CoverUp“ handelt es sich um das Überstechen eines bereits vorhandenen Tattoos, das nicht mehr gewollt wird. Bei dem Tattoo-Stil „FineLine“ kommt es auf die Nadelstärken an. Ihre Fähigkeiten hat die Kirchheimerin in Thailand in der pulsierenden Metropole Bangkok erlernt, wohin sie bis heute immer noch Kontake pflegt. Sie tätowiert seit fünf Jahren und hat durch verschiedenste Kurse und Projekte viel Erfahrung gesammelt. „2019 haben mein Mann und ich uns dann unseren Traum vom eigenen Tattoo-Studio in Kirchheim erfüllt“, berichtet sie. Für Rebecca Stauß, auch „Becky“ genannt, ist Tätowieren mehr als nur ein Beruf. Sie weiß: „Ein Tattoo ist eine Lebensveränderung“. Den verkaufsoffenen Sonntag hat das Paar genutzt, um einen Nachmittag lang Tattoo-Fans die Möglichkeit zu geben, bei der „In-House-Convention“ einen neuen Look zu bekommen. Es waren sieben Künstler, unter anderem auch aus Stuttgart und Frankfurt, sowie zwei Piercer am Werk. Es wurde in zwei verschieden Locations gestochen: Im Studio selbst und in den Räumen am Alleen­ring. Frank Stauß und sein fünfköpfiges Team blicken zufrieden auf den Tag zurück. „Es war sehr viel los und wir konnten die Begeisterung in den Gesichtern unserer Kundinnen und Kunden sehen“, betont Frank Stauß.

Mit Vorfreude fiebern die Besitzer auf die nächsten Wochen hin. Ab dem 8. August wird extra ein Mönch aus Thailand anreisen, um Kirchheim mit der Tätowierkunst „Bamboo“ auszuschmücken. Diese Art von Tattoos werden per Hand und ohne den Einsatz einer Tattoo-Maschine gestochen. Die Kunst führt bis weit in die Geschichte Thailands zurück und wurde früher traditionell mit echten Bambusstöcken fabriziert. Die fertig gestochenen Tattos sind einzigartig und werden dann auch vom Mönch gesegnet. „Ein Bamboo-Tattoo verheilt deutlich schneller, da die Haut kaum verletzt wird“, erklärt Frank Stauß, der selbst ein traditionelles Tattoo trägt. Der Mönch Ajarn Ta wird vier Wochen lang im Studio „2020“ in Kirchheim arbeiten und freut sich schon darauf.

So ein Tattoo kann mitunter auch ganz schön schmerzhaft sein, wenn es entsteht. Das Ergebnis entschädigt aber fürs Durchhalten.F
So ein Tattoo kann mitunter auch ganz schön schmerzhaft sein, wenn es entsteht. Das Ergebnis entschädigt aber fürs Durchhalten.Fotos: Markus Brändli
In den damaligen Räumlichkeiten des Teckbotens steigt die Aufregung bis zum letzten Stich.Foto: Markus Brändli
In den damaligen Räumlichkeiten des Teckbotens steigt die Aufregung bis zum letzten Stich.Foto: Markus Brändli