Unzugeordnete Artikel

Strom für die Halle kommt vom Dach

Photovoltaik Die neue Eduard-Mörike-Halle soll den Ötlingern mit Beginn des neuen Schuljahrs zur Verfügung stehen. Gestern haben die Stadtwerke bereits die PV-Anlage in Betrieb genommen. Von Andreas Volz

Stadtwerke-Mitarbeiter, Ortsvorsteher und Oberbürgermeister begutachten die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der neuen Eduard-Mö
Stadtwerke-Mitarbeiter, Ortsvorsteher und Oberbürgermeister begutachten die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der neuen Eduard-Mörike-Mehrzweckhalle in Ötlingen. Foto: Markus Brändli

Eduard Mörike hätte beim Stichwort „Strom“ wohl vor allem an einen großen Fluss gedacht, beim Stichwort „Photo“ immerhin bereits an ein modernes Lichtbild. Wozu es aber auf dem Dach der nach ihm benannten Mehrzweckhalle in Ötlingen eine Photovoltaik-Anlage braucht, darauf hätte sich der Dichter im 19. Jahrhundert noch keinen Reim machen können. Auf dem Dach eines Gebäudes saß in seiner Welt bestenfalls ein Turmhahn, im ungünstigsten aller Fälle dagegen der Feuerreiter.

Fast 150 Jahre nach Mörikes Tod ist das alles anders: Die Dächer sind nicht mehr steil, sondern flach. Und sie sind nicht mehr mit Ziegeln gedeckt, sondern extensiv begrünt. Über dem Grün schließlich stellen sich immer häufiger die Module einer PV-Anlage dem Sonnenlicht entgegen. Aber selbst dabei haben sich die Zeiten bereits gewandelt, wie Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader ges­tern auf dem Dach des Neubaus der Eduard-Mörike-Mehrzweckhalle feststellte: „Die Module sind nicht mehr nach Süden ausgerichtet, sondern nach Osten und Wes­ten, um über den Tag verteilt das Optimum an Sonneneinstrahlung erhalten zu können.“

Die Spitzenleistung der Anlage, die gestern offiziell in Betrieb gehen sollte, liegt bei 69 Kilowatt-Peak. Pro Jahr soll die Anlage 72 000 Kilowattstunden liefern. Die Kosten für die gesamte Anlage mit ihren 210 Modulen belaufen sich auf 100 000 Euro - was sich bereits in 14 Jahren amortisiert hat. Die Anlage versorgt die Wärmepumpe der neuen Halle und liefert somit den größten Teil des Stroms, der für Heizung, Kühlung, Lüftung oder auch Beleuchtung der Halle benötigt wird - Sonnenschein vorausgesetzt. Allerdings stellte Oberbürgermeister Bader ges­tern scherzhaft fest: „Das ist das mieseste Wetter, das man sich vorstellen kann, um eine PV-Anlage in Betrieb zu nehmen. Aber selbst da funktioniert sie und liefert Strom.“

Geschäftsführer Martin Zimmert freute sich über die zweite PV-Anlage, die in Regie der Stadtwerke betrieben wird - nach dem Rathausdach in Jesingen: „Wir hoffen in Zukunft noch auf sehr viel mehr solcher Anlagen.“ Bei Neubauten gehöre das bereits zum Standard. Wesentlich schwieriger sei es bei Bestandsgebäuden: „Da kommt es stark auf die Statik und auf den jeweiligen Bauzustand an.“

Dachbegrünung und Photovoltaik schließen sich nicht aus, betonte Martin Zimmert. Im Gegenteil: „Die Idealtemperatur für die Solarmodule liegt bei weniger als 30 Grad Celsius. Wenn es heißer wird, bringen sie deutlich weniger Leistung. Deshalb ist die Dachbegrünung umso wichtiger, weil sie für einen Temperaturausgleich sorgt. Sie trägt in einem gewissen Maß zur Kühlung bei.“

Mensastart im September

Die PV-Anlage auf dem Dach ist ein wichtiges Zeichen, dass die Stadt Kirchheim mit dem Neubau der Halle am alten Standort voll im Plan ist - bei den Bauzeiten ebenso wie bei den Kosten. Nach den Sommerferien soll die Halle betriebsbereit sein. „Wichtig ist vor allem, dass die Mensa dann öffnen kann“, meinte Pascal Bader gestern. Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik stellte eine „technische Inbetriebnahme“ für den Sommer in Aussicht. „Die eigentliche Feier müssen wir wegen der Pandemie auf irgendwann im nächsten Jahr verschieben.“

Zur technischen Inbetriebnahme will der Ortsvorsteher aber eine Broschüre herausgeben, in der die wichtigsten Informationen zur neuen Halle zu finden sind. Dazu kommen Fotos: vom Neubau, aber auch von der alten Halle, mit der für viele Ötlinger viele persönliche Erinnerungen verknüpft sind - wenn auch nicht ganz so, wie einst zur Bauzeit geplant. In den Katakomben gab es ein Lehrschwimmbecken sowie Dusch- und Wannenbäder, die allesamt nie in Betrieb gingen. „Das diente dann als Rumpelkammer.“

In der neuen Halle ist so etwas nicht vorgesehen: Jeder Quadratmeter wird genutzt. Die Vereine werden im Sommer zu einem Übungstag eingeladen, um sich mit den Gegebenheiten in der Mehrzweckhalle vertraut zu machen. Auch für die Mensa ist noch vor Beginn des neuen Schuljahrs ein Probelauf vorgesehen.