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Sündenbock Wolf

Zum Artikel „Mahnfeuer gegen den Wolf“ vom 6. Mai und den Leserbrief „Wölfe fressen kein Gras“ vom 2. Mai

Den Schaf- und Ziegenhaltern ging es bereits lange vor dem Auftauchen des Wolfes in Deutschland dreckig, weil sie auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig waren.

Um den Schäfereien das Überleben zu sichern, wurde 1993 auf EU-Ebene die sogenannte Mutterschafprämie eingeführt. Als diese 2005 von der allgemeinen Flächenprämie abgelöst wurde, profitierten davon hauptsächlich landwirtschaftliche Betriebe mit großen Acker- und Grünlandflächen. Kleine Höfe und (Wander-)Schäfereien mit wenig eigenem Land gerieten dagegen ins Hintertreffen, viele mussten ihre Betriebe aufgeben.

Seit 2013 erlaubt die EU ihren Mitgliedsstaaten, Schaf- und Ziegenhalter mit einer Weidetierprämie zu fördern, die ausschließlich aus EU-Mitteln stammt. 22 EU-Staaten nutzen diese Möglichkeit. Nicht so Deutschland. Erst vor wenigen Monaten schmetterte der Bundestag mit den Stimmen der Regierungsparteien und der FDP die Einführung einer von Berufsschäfern, Grünen und Linken geforderten Weidetierprämie ab.

Anstatt den Schaf- und Ziegenhaltern finanziell unter die Arme zu greifen, dreschen Christdemokraten und Liberale - unisono mit der Jägerschaft - lieber auf den Wolf als angeblichen „Totengräber der Weidetierhaltung“ ein. Und bedienen derweil großzügig die Interessen der Agrarindustrie und der Jagdlobby . . .

Marie-Luise Strewe, Lenningen