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Tiere im Feuer

Zur Berichterstattung über den Brand im Krefelder Zoo

Die 30 Primaten, Flughunde und Vögel, die in der Silvesternacht im Flammeninferno des Krefelder Zoos ums Leben kamen, hatten keine Chance - genauso wenig wie die unzähligen, auf engem Raum eingesperrten Tiere, die Jahr für Jahr bei Stallbränden ersticken, verbrennen und von einstürzenden Dächern und Mauern erschlagen oder erdrückt werden. Einer Internet-Recherche zufolge starben allein in Deutschland zwischen Januar und Mitte September letzten Jahres sage und schreibe mehr als 110 000 „Nutztiere“ einen qualvollen Tod im Feuer. Obwohl nach dem Willen des Gesetzgebers die Rettung von Tieren im Brandfall gewährleistet sein muss, halten zahlreiche Tierhalter offensichtlich weder ein funktionierendes Frühwarnsystem noch einen praktikablen Evakuierungsplan für notwendig. Insbesondere bei hohen Tierzahlen ist unter solchen Umständen eine Rettung so gut wie unmöglich.

Welches Recht haben wir überhaupt, intelligenten und leidensfähigen Wesen Belastungen zuzumuten, die wir bei uns selbst für unerträglich halten?

Dazu sagt der buddhistische Mönch und promovierte Molekularbiologe Matthieu Ricard: „Das Recht zu leben und nicht zu leiden, kann und darf nicht nur Menschen vorbehalten bleiben.“ Mit seinem Bemühen, die Ausbeutung der Tiere zu legitimieren, hält der Mensch nur das Recht des Stärkeren aufrecht, ein Recht, das moralisch anfechtbar ist: „Es gibt keinen objektiven Grund für die Annahme“, so der berühmte Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell, „dass menschliche Interessen wichtiger seien als tierische. Wir können die Tiere leichter umbringen als sie uns. Dies ist die einzige Grundlage für unsere angebliche Überlegenheit.“

Marie-Luise Strewe, Lenningen