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Tierisches Trio macht den Bossen Beine

Psychologie Nicola Hoffmann sorgt mit Pepe, Yukon und Malou dafür, dass Chefs Fehler in ihrem Mitarbeiter- und Unternehmens­management korrigieren. Von Simone Weiß

Kleine Hunde für „Big Bosse“: Malou, Yukon und Pepe sind zusammen mit Nicola Hoffmann versierte Coaches und Trainer für Führungs
Kleine Hunde für „Big Bosse“: Malou, Yukon und Pepe sind zusammen mit Nicola Hoffmann versierte Coaches und Trainer für Führungskräfte und Unternehmen. Foto: Ines Rudel

Wunder kann sie nicht vollbringen. Dafür sorgen, dass eine Frau Ordnung in ihrer riesigen Handtasche hält? Nein, schmunzelt Nicola Hoffmann, das ist unmöglich. Aber die Diplom-Biologin aus Ostfildern kann nach eigenen Angaben eingefahrene Verhaltensmus­ter aufbrechen, Führungskräfte führungstauglicher machen, den Teamspirit anregen, Unternehmen wieder in die Spur bringen. Das schafft sie mit zwei Händen und zwölf Pfoten.

Er ist zum Knuddeln süß. Das weiß er auch - und so ist Pepe der freche Star der tierischen Truppe. Natürlich ist er gut erzogen. Aber trotz bester Kinderstube ist er eben auch nur ein Hund. Darum setzt er seine großen Knopfaugen erpresserisch ein, wedelt mit dem Schwanz, stellt sich auf die Hinterbeine, bettelt um Aufmerksamkeit. Malou und Yukon sind distinguierter. Als sie nicht beachtet werden, legen sie sich cool hin. Eine Lektion für Chefs, erklärt Nicola Hoffmann. Bosse sollten nicht nur die Showmen, Profilierungssüchtigen oder die Auffälligen im Team beachten, sondern auch die Ruhigen, Zurückhaltenden, Introvertierten. Denn oft sind es die Stillen, die den Laden am Laufen halten. „Auch die Ruhigen ernst nehmen“ - eine einfache, wirkungsvolle Botschaft. Einprägsam dank der Pädagogen mit Herz, Fell und Schnauze vermittelt. Aber nein, darauf legt Nicola Hoffmann Wert - die drei sind keine Therapiehunde. Sie ist keine Hundetrainerin, und sie betreibt keine Hundeschule. Das stellt die 48-Jährige klar. Sie ist Kommunikations- und Führungstrainerin für Menschen. Und ihre Lektionen vermittelt sie mithilfe ihrer Hunde.

Sie sind ihre drei hauptamtlichen Mitarbeiter. Zwei Freie hat sie auch. Die beiden Windhunde einer Freundin kann sie bei Bedarf einsetzen. Seminare, Workshops, Übungen und Schulungen bietet Nicola Hoffmann in ihren Räumlichkeiten in Ostfildern an. Sie ist aber auch im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs, um Führungskräfte zu coachen. Rückläufige Umsatzzahlen, schlechtes Betriebsklima, eine hohe Fluktuation, Probleme bei der Mitarbeiterakquise, hoher Krankenstand, fehlende Motivation - das seien oft Alarmsignale, sagt die zweifache Mutter. Irgendetwas laufe schief im Unternehmen. Und meist liege es an der Führungsetage: „Ohne ein gutes Fundament ist das ganze Gebäude nichts.“ Manchmal aber möchten Unternehmen auch nur etwas für die Teambildung tun, eine andere Art der Fortbildung anbieten oder neue Wege gehen.Dann tritt das menschlich-tierische Quartett auf den Plan. Nicola Hoffmann setzt ihre Hunde als Unterrichtshelfer, Wissensvermittler, Co-Trainer oder Kommunikationsverstärker ein. Der Chef muss sich mit den Vierbeinern beschäftigen - sie an der Leine führen, Gassi gehen, bei Fuß laufen lassen, Kommandos geben. Das Ganze wird auf Video aufgezeichnet - und beim Abspielen des Films sind falsche Verhaltensmus­ter, Fehler in der Führungsstruktur, mangelhafte Mitarbeiterführung fast selbsterklärend zu erkennen, sagt Nicola Hoffmann. Ein „Big Boss“ zerrt etwa an der Leine, um den Hund zum Gehen zu bringen. Funktioniert natürlich nicht. Genauso wenig wie sich Mitarbeiter durch ständiges Antreiben dauerhaft motivieren lassen.

Ein Lob kann Wunder wirken

Ein anderes Mal will der Hund nicht gehorchen und macht, was er will. Das Tier sei schuld daran, dass gar nichts funktioniere, meint der Chef. Klare Fehlinterpretation. Der Fehler liegt bei ihm. Und ein Vorgesetzter meckert ständig an dem Hund herum, obwohl er die meiste Zeit brav an der Leine geht. Will heißen, ein Lob zur rechten Zeit kann Wunder wirken.

Durch den Einsatz der Hunde sei auch der Erinnerungsfaktor bei den Teilnehmern groß, meint Nicola Hoffmann. Aber hat der tierische Vergleich zur Arbeitswelt nicht manchmal auch seine Tücken? „Ich setze Mitarbeitende nicht mit Hunden gleich, sondern nutze die Tiere, um Fehlverhalten klarer zu machen“, betont die Kommunikationstrainerin.