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Trainer und Führung halten den Ball flach

Basketball Die Auftaktniederlage der Knights gegen Tübingen ist Teil des Lernprozesses. Jetzt heißt es vor dem Spiel in Karlsruhe, Ruhe bewahren. Von Bernd Köble

Wirkten am Samstag zuweilen ratlos: Brian Wenzel (rechts) und David Rösch mussten beim Saisonstart Knights-Headcoach Igor Perovi
Wirkten am Samstag zuweilen ratlos: Brian Wenzel (rechts) und David Rösch mussten beim Saisonstart Knights-Headcoach Igor Perovic an der Seitenlinie vertreten.Foto: Tanja Spindler

Mit Rückblenden ist das nach dem langen Lockdown so eine Sache. Chris Schmidt jedenfalls fühlte sich am Samstagabend zu vorgerückter Stunde an den zweiten Spieltag der vorigen Saison erinnert. Ende Oktober führten die Knights in Bremerhaven zur Halbzeit ebenso verdient wie überraschend, bevor sie anschließend sang- und klanglos untergingen.

Beim mit Spannung erwarteten Saisonauftakt am Samstag gegen Tübingen zeichneten sich für den Geschäftsführer der Kirchheimer so einige Parallelen ab. Allein die Erwartungshaltung war vor der 67:83-Niederlage gegen die Tigers eine andere: Nach der turbulenten Vorbereitung war zum Start mit vielem zu rechnen - außer mit Glanz und Gloria. Dabei hätte die Notgemeinschaft Brian Wenzel und David Rösch, die auf der Bank Igor Perovic vertreten musste, einen glänzenden Orden durchaus verdient gehabt. Für bemerkenswert viel Fassung im undankbarsten Job des Tages. „Als Trainer merkt man schnell, wie hilflos man in so einer Situation ist“, musste Brian Wenzel nach dem Spiel feststellen. Der Co-Trainer nahm seine Mannschaft daraufhin in Schutz. „Wir sind mitten im Prozess. Man darf ein einziges Spiel nicht überbewerten.“

Dabei war es zumindest bis zur Halbzeitpause aus Kirchheimer Sicht eine unterhaltsame Partie, in der beide Teams erwartbare Defizite zu kaschieren wussten. Als der Gast aus Tübingen an der Linie plötzlich sicherer wurde, seine Würfe von außen traf und das Tempo erhöhte, bekam das dünne Nervenkostüm der Gastgeber zunehmend Löcher. Danach passierte das, was man bei einer jungen Mannschaft ohne verlässliche Automatismen befürchten muss: Sie suchte ihr Heil in Einzelaktionen.

Ein Grund, danach alles infrage zu stellen, ist das für Schmidt noch lange nicht. Der Sportchef sieht unverändert viel Potenzial in der Mannschaft. „Vor uns liegt noch einiges an Entwicklungsarbeit“, sagt er. „Wir werden Woche für Woche schauen und uns in Ruhe ein Urteil bilden.“ Nach Freifahrschein klingt das nicht. „Wenn wir der Meinung sind, noch einmal reagieren zu müssen, werden wir das tun“, betont Schmidt.

Den größten Schutz genoss am Samstag noch Neuzugang Marlon Stewart. Mehr als redliches Bemühen war vom 24-jährigen Spielmacher nach nur drei Trainingseinheiten mit der Mannschaft kaum zu erwarten. Allerdings kamen von keinem der drei Guards entscheidende Impulse. Ian Dubose, der mit knapp 25 Minuten im Aufbauspiel die meiste Einsatzzeit erhielt, verzettelte sich ebenso wie der 19-jährige Aleksa Bulajic in der zweiten Hälfte zunehmend im Eins-gegen-Eins. Zu große Abstände und keine klare Zuordnung in der Defensive, wo mit dem erkrankten Luka Kamber ein kompromissloser Verteidiger vermisst wurde, andererseits fehlte im Angriff ohne funktionierendes Setplay die ordnende Hand. Die - so hoffen alle - soll in wenigen Wochen mit dem zurzeit noch verletzten Karlo Miksic zurückkehren. Dem jungen Kroaten, der vergangene Saison trotz Verletzungs-Handicap eine solide Leistung bot, traut man in diesem Jahr offenbar die Führungsrolle zu.

Es gab aber auch Lichtblicke. Einer davon ist Noah Starkey. Der 2,11 Meter große Hüne mit dem blonden Zopf war unterm Korb ein ständiger Unruheherd, schnell, äußerst beweglich und beim einfachen Pick and Roll mehrfach nicht zu stoppen. Neben seinen 14 Punkten und fünf Rebounds war er der Mann für die wenigen Showmomente. Wenn’s gut läuft, reißt einer wie er die Fans vom Hocker. Wenn’s schlecht läuft, sind es Szenen wie am Samstag, als sich der Amerikaner beim Dunking gleich dreimal „verstopfte“.

Mit Karlsruhe wartet nun ein Gegner, den man in der Vorbereitung klar bezwungen hat und der mit einer 71:109-Niederlage in Leverkusen gestartet ist. Vielleicht die Zeit, sich in der Rückblende an den zweiten Teil der Geschichte zu erinnern: Nach der Niederlage im vergangenen Jahr in Bremerhaven feierten die Knights gegen Tübingen und Leverkusen zwei rauschende Partys.