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Traum und Realität

Zum Artikel „Klima retten und Geldbeutel schonen“ vom 23.  August

Es ist zwar ein schöner Traum, Energie aus Sonne und Wind zu gewinnen, die Realität der Energiewende sieht leider nicht so schön aus: Wiederholt müssen energieintensive Industrien vom Netz genommen werden (zuletzt am 14. August) wegen unsteter Einspeisung. Die Energiewende hat uns die höchsten Strompreise der Welt beschert und einige Firmen (SGL Carbon, Wackerchemie, Norsk Hydro) gehen ins Ausland, wo die Stromversorgung sicher und günstiger ist. Hunderttausenden Haushalten (allein 2017 waren es 345 000), wird der Strom abgestellt, weil die hohen Stromrechnungen nicht mehr bezahlbar waren.

Zudem wächst aufgrund der Abschaltungen der Kernkraftwerke die Gefahr eines Blackouts (siehe Kalifornien). Demnächst wird Neckarwestheim abgeschaltet, das 2019 37 Prozent des Strombedarfs von Baden-Württemberg deckte. Wer füllt eigentlich die Lücke? Auch ein weiterer Ausbau der Windparks hilft nicht, wenn der Wind nicht weht. Das erste Halbjahr war sehr windarm. Am 26. April zum Beispiel lieferte der Wind gerade mal 0,4 Prozent des Stroms in Deutschland. Wind und Sonne bringen nur circa fünf Prozent der deutschen Primärenergie. Muss man dafür Wälder, Landschaft, Vögel und menschliche Gesundheit opfern?

Es ist grob fahrlässig, den Stromverbrauch (E-Auto, Digitalisierung, Heizung, Wasserstoff) drastisch zu steigern und zugleich konventionelle, grundlastfähige Kraftwerke abzuschalten, ohne dass Netze und vor allem Speicher vorhanden sind. Zu meinen, ein Industrieland lasse sich mit mittelalterlichen Technologien betreiben, ist eine grüne Illusion. Ich hoffe nur, dass den Deutschen ein Licht aufgeht, bevor die Lichter ausgehen.

Hans Haller, Dettingen