Unzugeordnete Artikel

Unfähigkeit der Politik

Zum Leserbrief „Aufs falsche Pferd gesetzt“ und zum Artikel „EnBW warnt vor Kollaps beim Ökostrom-Ausbau“ vom 17. Mai

Nein, mit Leserbriefen von 1986 kann ich nicht dienen. Wohl aber mit Berichten über „Vogelkundliche Führungen“ ab 1969 bis in die 1980er-Jahre, die im Teckboten abgedruckt wurden. Bereits damals waren „Rote Listen“ mit vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten bekannt. Schon zur Zeit des „Wirtschaftswunders“ ab etwa 1950 wurde vor der drohenden Umweltbelastung durch den zunehmenden Verkehr gewarnt. Auch in den 1960er-Jahren wurden Pestizide in der Nahrungskette - und der menschlichen Nahrung - nachgewiesen. Dies führte zum Verbot einiger Substanzen.

Zutiefst betroffen hat mich - mit aufkommender Wut im Bauch - der Bericht „EnBW warnt vor Kollaps beim Ökostrom“. Schon um 1970 haben mehrere Organisationen, die sich mit der Thematik beschäftigten, berechnet, dass ein relativ kleiner Teil der bebauten Flächen (Dächer) ausreiche, die Energieversorgung beispielsweise mit Solaranlagen sicherzustellen. Anstatt dies zu berücksichtigen, wurden Solaranlagen auf der „Grünen Wiese“ genehmigt und Windkrafträder ohne die erforderlichen Stromleitungen gebaut. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach Bekanntwerden dieser Fakten lamentiert die Politik mit Umweltzielen herum, die in den nächsten Jahrzehnten(!) erreicht werden sollen. Deutlicher als mit dieser Bilanz lässt sich die Unfähigkeit - und/oder auch der Unwille der Politik nicht belegen. Zu große Nähe zu den betroffenen Industriezweigen dürfte auch eine Rolle spielen.

Die CO2-freie Kernenergie als Lösung ins Spiel zu bringen, halte ich angesichts der Endlager-Problematik für höchst fragwürdig! Angesichts der bekannten Halbwertzeiten muss radioaktiver Abfall für mehrere Jahrhunderte - oder gar Jahrtausende - sicher gelagert werden! Das garantieren zu wollen, ist Illusion. Bezahlen müssen nachfolgende Generationen.

Herbert Woyna, Bissingen