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Vereine hoffen auf Training im Mai

Tennis Der Saisonbeginn in Württemberg ist um sechs Wochen auf den 20. Juni verschoben worden. Eine Komplettabsage war nie ein Thema. Von Uwe Bauer

Die Situation für die Tenniscracks in der Region - hier Alexander Miehle vom TC Kirchheim - ist kurz vor Saisonbeginn regelrecht
Die Situation für die Tenniscracks in der Region - hier Alexander Miehle vom TC Kirchheim - ist kurz vor Saisonbeginn regelrecht zum Aus-der-Haut-Fahren. Foto: Genio Silviani

Bis auf die Fußballer haben alle klassischen Mannschaftssportarten die Saison vorzeitig beendet. Im Tennis hat die Runde dagegen noch gar nicht begonnen. Dass die komplette Spielzeit in ein Kalenderjahr fällt, könnte sich als Vorteil erweisen. Trotzdem hinterlässt auch hier die Coronkrise ihre Spuren. Der Saisonbeginn wurde verschoben, statt Anfang Mai soll es am 20. Juni losgehen.

Bis dahin gelten für Tennisfreunde strikte Regeln. Keiner darf auf die verwaisten Plätze, um sie zu richten. Es sei denn, die Vereine haben genügend finanzielle Mittel, um den Untergrund von einer Firma vorbereiten zu lassen. Viele kleine Klubs, die die Plätze aus Kostengründen selbst in Form bringen, gucken in die Röhre. „Die müssen warten, bis alles wieder freigegeben ist“, sagt Hartmut Seifert, Vorsitzender des Tennisbezirks D, der sich aus den Sportkreisen Reutlingen, Esslingen und Göppingen zusammensetzt.

„Das ist eine völlig unbefriedigende Situation für die Vereine und Abteilungen“, schimpft der 71-Jährige, der seit rund 25 Jahren zu den Spitzenfunktionären im Bezirk zählt. Doch vor dem kommenden Donnerstag tut sich nichts, deshalb sehnen alle Tenniscracks den 30. April herbei. Dann könnten auf politischer Ebene weitere Lockerungen der bisherigen Beschränkungen beschlossen werden. Seifert hofft, dass sich dann etwas zugunsten seiner Sportart ergibt, dass sich die Anlagen wieder mit Leben füllen.

Dass nicht Tennis gespielt werden darf, ärgert den Bezirksvorsitzenden aus dem Nürtinger Teilort Raidwangen maßlos. „Das ist für mich nicht nachvollziehbar“, wettert das Präsidiumsmitglied des Württembergischen Tennisbundes (WTB). Einen direkten Körperkontakt gebe es nicht, da sich die beiden Spieler in einer Entfernung von 20 bis 25 Metern die Bälle um die Ohren hauen. Und dass man sich beim Berühren der Bälle mit dem Virus anstecken kann, hätten Experten widerlegt. „Da müsste man den Ball ja bewusst anspucken, und das macht keiner“, ist Seifert überzeugt, „ich gehe davon aus, dass die Spieler vernünftig miteinander umgehen.“ Einziges Problem im Spielbetrieb seien die Doppel, da müsse man auf Vorgaben des Deutschen Tennisbundes (DTB) warten.

Das größte Problem sind für Hartmut Seifert aber die Plätze. Einige Vereine hätten schon im März angefragt, ob die Saison überhaupt stattfinden würde. Die hätten dann ihre Spielflächen gar nicht erst hergerichtet oder richten lassen. Eine Komplettabsage habe für die WTB-Verantwortlichen aber nie zur Debatte gestanden, versichert Seifert, der Herr über 174 Vereine mit 1 060 Mannschaften und etwas mehr als 28 000 Mitgliedern ist.

Um die finanziellen Verluste abzufedern, hat der WTB außerdem einen Vorstoß in Richtung Würt­tembergischer Landessportbund (WLSB) und Landessportverband (LSV) unternommen, mit der Forderung, „dass wir ab dem 4. Mai auf die Plätze dürfen“ (Seifert).

Normalerweise hätte die Saison in Württemberg am 9. und 10. Mai beginnen sollen. Das ist längst Makulatur, der Verband und seine sechs Bezirke haben den Rundenauftakt um sechs Wochen nach hinten verschoben und die ersten beiden Spieltage einfach hinten angehängt. Los geht es jetzt am 20. und 21. Juni, die letzten Begegnungen sollen am 1. und 2. August ausgetragen werden.

Gravierende Kosten für Vereine

Den Spielbetrieb entsprechend umzuplanen war relativ einfach, weitaus gravierender schlagen die Kosten zu Buche, die aufgrund der geforderten Schutzmaßnahmen entstehen. Sechs Punkte müssen die Vereine nämlich bewerkstelligen, um überhaupt spielen und trainieren zu dürfen. Neben dem Mindestabstand von 1,5 Metern und dem Verzicht auf das Händeschütteln nach dem Match muss die Vereinsgastronomie geschlossen bleiben, die Sanitäranlagen dürfen nicht benutzt werden, und es müssen immer Desinfektionsmittel und Einweghandtücher vorhanden sein.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Vereine sieht der Bezirkschef darin, dass sie beim WLSB Verluste geltend machen können. Anträge müssen allerdings bis zum 3. Mai eingereicht werden. Die Zahlen dieser Umfrage sollenals Grundlage für Gespräche mit der Landespolitik dienen. Dennoch schließt Hartmut Seifert nicht aus, dass manche Vereine von der Bildfläche verschwinden werden. „Ich hoffe es nicht“, sagt er, „aber es kann sein, dass Vereine in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.“ Etwa, wenn ab März ein Trainer bezahlt werden muss und die Kosten nicht abgetragen werden können.