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Vom Sprint-Star zur Studienrätin

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Anja Wackershauser war bis zu ihrem Laufbahnende 2013 eine der erfolgreichsten Leichtathletinnen der Region - aber was macht sie heute? Die beste Nachricht vorweg: Familie Wackershauser-Schütz geht es gut in diesen Krisenzeiten. „Wir können froh und dankbar sein, dass wir alle gesund sind“, sagt die 32-Jährige, verheiratet, Mutter eines fast zweijährigen Jungen namens Emil und zum zweiten Mal schwanger. Dabei hatten sie und ihr Mann bisher viel Kontakt zu Mitmenschen. Sie als Studienrätin am Gymnasium in Kusterdingen, er als evangelischer Pfarrer in der 970-Seelen-Gemeinde Neustetten bei Rottenburg, dem Wohnort der Familie.

Not macht bekanntlich erfinderisch. Wackershauser versucht, in diesen schweren Tagen, den Schulbetrieb so gut wie möglich aufrecht zu erhalten, hält Video-Konferenzen ab. Das sei zwar oft schwierig, klappe aber ganz gut. Originell ist die Arbeitsweise ihres Mannes. Weil der zurzeit keine Gottesdienste halten kann, schreibt er Predigten nieder, vervielfältigt sie und verteilt sie in den Briefkästen seiner „Schäfchen“.

Sport ist momentan kein Thema. Bei ihm ohnehin nicht. Er war früher Boxer, musste die Handschuhe jedoch nach zwei Bandscheiben-Vorfällen vorzeitig an den Nagel hängen. Anja Wackershauser führte eine Sportgruppe, als sie noch in Tübingen wohnten. Nach dem Umzug nach Steinenbronn und 2016 ins Gäu leitete sie in der Schule eine Leichtathletik-AG und kümmerte sich um die Sportabzeichen-Abnahme. Sie beteiligte sich aktiv am Sportunterricht - bis Corona kam.

Das hat sie hart getroffen, denn Sport war schon immer ihr großes Hobby. Ab vier ging sie beim VfL Kirchheim ins Kinderturnen, ab zwölf zur Leichtathletik. Sie entpuppte sich als großes Lauftalent und machte unter Trainer Micky Corucle rasch Karriere. „Ich habe diese Zeit unglaublich genossen“, sagt sie. Doch mit 25 war Schluss mit Wettkampfsport. „Es war der richtige Zeitpunkt zum Aufhören“, blickt sie zurück, „die Familie und das Examen waren wichtiger.“

Geblieben sind schöne Erinnerungen. Zum Beispiel an ihr 200-Meter-Highlight bei den deutschen Meisterschaften 2008 in Nürnberg. „Ich war noch Juniorin, hatte mich überraschend für den Endlauf qualifiziert. Es regnete in Strömen. Damit kam ich besser klar als die Favoritin Marion Wagner, die ich hinter mir lassen konnte. Gewonnen hat Mareike Peters. Ich kam als Dritte ins Ziel, womit ich niemals gerechnet hatte.“ Von ihrem Bronze-Lauf gibt es ein Video - der optische Beweis für die beiden Kinder, wenn sie älter sind, was die Mama für ein „Käpsele“ war. Klaus Schlütter