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Vorbereitung ist bereits die halbe Miete

Hilfe Alana Harzer ist überzeugte Verfechterin der Mehrwegwindel. Sie steht werdenden Eltern mit kostenfreier telefonischer Beratung zur Seite. Von Thomas Krytzner

Die Kirchheimerin möchte ihr Wissen auch an andere frischgebackene Mütter und Väter weitergeben und bietet aus Überzeugung eine
Die Kirchheimerin möchte ihr Wissen auch an andere frischgebackene Mütter und Väter weitergeben und bietet aus Überzeugung eine kostenlose Beratung an.Fotos: Thomas Krytzner

Die Ankündigung des Landkreises, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb den Wechsel von der Einwegwindel zum Mehrwegsystem finanziell unterstützen will, sorgt in einigen Haushalten für Diskussionen. Für die Kirchheimerin Alana Harzer, Mutter einer dreijährigen Tochter und eines zwei Monate alten Sohnes, kommt der Zuschuss gerade recht: „Der Umwelt zuliebe ist es der richtige Weg, von den Einwegwindeln wegzukommen.“ Sie hat mit Mehrwegsystemen beim Wickeln Erfahrungen gesammelt und ist mit den Produkten am Markt zufrieden. „Es gibt mehr als zehn Anbieter, die Stoffwindeln als Systeme anbieten.“ Sie stellte bei den ersten Versuchen mit ihrer Tochter fest, dass es unzählige Arten gibt, Kinder umweltschonend und kostensparend mit neuen Windeln zu versorgen. Auf Internetplattformen kann man Windeln auch gebraucht kaufen: „Von der klassischen Mullwindel mit Einlage bis zur All-in-one-Windel kann man verschiedene Systeme ausprobieren.“

Doch es geht noch günstiger, versichert Alana Harzer: „Quadratische Waschlappen kann man beispielsweise dreimal falten und diese als Einlage verwenden. Ergänzen kann man das System mit Windelflies.“ Für die Nacht verwendet sie eine Prefolds-Einlage. „Damit braucht man die Windel knapp zehn Stunden lang nicht wechseln“, beteuert Alana Harzer. Wer von Einwegwindeln auf Mehrweg umsteigt, lernt viele neue Begriffe kennen, und es dauert einige Zeit, bis man sich in der „neuen“ Wickelwelt auskennt. Alana Harzer empfiehlt deshalb: „Rund drei Monate vor dem Geburtstermin sollten sich werdende Eltern, die Stoffwindeln verwenden wollen, mit den Systemen vertraut machen. Ist das Baby einmal da, hat man nämlich kaum noch Zeit, die richtige Wahl zu treffen.“ Den einen Tipp, der für alle passt, gibt es nicht, sagt die zweifache Mama. „Nicht jedes System ist für alle geeignet, da lohnt es sich, im Vorfeld, sich beraten zu lassen.“ Beim Kauf von Höschenwindeln lohne sich beispielsweise der Kauf von Markenware. Die Wahl des richtigen Waschmittels sei eine Wissenschaft für sich, wenn man Stoffwindeln verwendet. „Auf Weichspüler sollte man verzichten und nicht zuletzt spielt der Härtegrad des Wassers eine große Rolle.“

Spazieren und beraten

Im Internet wird für all diese Punkte professionelle Beratung gegen Honorar angeboten. „Aber warum soll man dafür bezahlen, wenn man von den Erfahrungen anderer Eltern auch profitieren kann?“, dachte sich Alana Harzer und erlebte auf einer Bieterplattform im Internet eine positive Überraschung. „Als ich mir ein Windelsystem ersteigerte, hat mich eine Privatverkäuferin fast zwei Stunden lang telefonisch beraten.“

Das war für Alana Harzer die zündende Idee: „Ich gehe jeden Tag mit meinen Kindern spazieren und dabei kann ich mein Wissen über Mehrwegwindeln doch auch an andere Elternteile weitergeben.“ Sie richtete eine extra E-Mail-Adresse ein, bei der sich Umsteiger auf Stoff- und Mehrwegwindeln melden können. „Der erste Kontakt kommt zustande, wenn man mich unter stoffwindel-kirchheim@web.de anschreibt.“ Wichtig dabei sei es, so Alana Harzer, dass Interessenten mitteilen, ob die Geburt noch bevorsteht oder das Kind schon da ist. Hilfreich sei auch die Angabe, ob man schon stoffwindelerprobt oder Laie ist. „Ich bin keine professionelle Beraterin und biete die Unterstützung kostenlos an. Ich mach das aus Liebe zur Natur, aber Spenden in die Kinderkasse sind gern gesehen.“

Dass Alana Harzer Mehrwegwindeln verwendet, kommt nicht von ungefähr: Ihre Mama, Annemarie Hänfler, hat sie bereits vor 35 Jahren auch in Stoff gewickelt. Damals waren es aber andere Beweggründe als heute: „Mir waren vor vielen Jahren einfach die Plastikwindeln ein Dorn im Auge. Es hieß, dass Plastik für die Babyhaut nicht gut sei. Also habe ich versucht, den Kontakt damit zu vermeiden.“ Heute spielt der Umweltgedanke die Hauptrolle. Alana Harzer hat ohne direkten Einfluss ihrer Mutter auf Mehrwegsysteme umgestellt. „Ich habe meiner Tochter nie erzählt, wie sie als Baby gewickelt wurde. Deshalb war ich ganz erstaunt, dass sie ganz allein von sich aus auf Einwegwindeln verzichtet.“

Alana Harzer ist überzeugt: „Mehrwegwindeln zu verwenden ist nichts Ekliges.“

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Weiche Bündchen und viele Knöpfe zur Größenregulierung: Mehrwegwindeln sind umweltfreundlich und vor allem praktisch.
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