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Während der Fahrt Blumen pflücken

Zum Artikel „Die Teckbahn bekommt eine modernisierte Fahrzeugflotte“ vom 12. August

Wie schön, dass wir bald mit noch moderneren Zügen „entsprechend dem S-Bahn-Standard“ durchs Lenninger Tal schleichen dürfen! Es gäbe jedoch bezüglich der Teckbahn sehr viel dringlichere Aufgaben, die der Aufgabenträger offensichtlich nicht im Blick hat. Denn sie werden nicht nur nicht angegangen, sie stehen noch nicht einmal als Zielvorstellung im aktuellen Regionalverkehrsplanentwurf - für die Teckbahn sind den Autoren anscheinend gar keine Ziele eingefallen!

Dazu gehört in erster Linie das Heraufsetzen des Bummeltempos: Die eingesetzten Züge können bauartbedingt 120 Kilometer pro Stunde fahren, die Strecke wurde vor wenigen Jahren komplett erneuert und dabei für 100 Stundenkilometer hergerichtet - allein die zulässige Streckenhöchstgeschwindigkeit beträgt nach wie vor, wie seit vielen Jahrzehnten, 60 Stundenkilometer, teilweise nur 50, in einzelnen Abschnitten sogar nur 20 Stundenkilometer: Blumenpflücken während der Fahrt ausdrücklich vorgesehen?

Auf der parallelen B 465 darf und wird 70 beziehungsweise 100 Kilometer pro Stunde (plus x) gefahren, kein Autofahrer wird da auf die Idee kommen, in den Bummelzug umzusteigen! Die heute eingesetzten Leichtbaufahrzeuge haben eine Beschleunigung ähnlich der S-Bahn, sie kommen also viel schneller von 0 auf 60 - oder 100 - Stundenkilometer als die früher eingesetzten schweren und trägen Dieselloks. Doch der Fahrplan wurde seit der Umstellung auf die neuen Fahrzeuge nie angepasst.

Noch ein Satz zu der angeblichen Erfordernis, für einen Halbstundentakt 15 Bahnübergänge mit Millioneninvestitionen zu beseitigen: Das ist schlichtweg falsch. Wie könnte es sonst sein, dass die S-Bahn in Wendlingen (und nicht nur dort!) im Halbstundentakt über mehrere Bahnübergänge fahren darf? Traurig, dass unsere schöne Teckbahn so stiefmütterlich behandelt wird!

Hartmut Jaißle, Lenningen