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Was muss denn noch passieren?

Zum Artikel „Weniger Flattern und Sirren“ vom 20. Oktober

Zwangsläufig erinnerte mich diese Schreckensmeldung an den Wissenschaftsjournalisten Horst Stern, der schon in den 1970er-Jahren den „stummen Frühling“ prophezeite und sich damit auch auf das bereits 1963 erschienene Buch „Silent Spring - Der stumme Frühling“ - von Rachel Carson bezog. Dieser Bestseller führte seinerzeit zum Verbot von DDT. Bekannt wurde Horst Stern unter anderem durch seine TV-Sendung „Sterns Stunde“. In seinem 1979 im Kindler-Verlag München erschienenen Buch „Rettet den Wald“ behandelt er auch das Thema Insekten. Horst Stern war 1975 Mitbegründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Die Problematik des Insektensterbens und seine Folgen sind also seit mehr als einem halben Jahrhundert bekannt.

Zählungen ergaben, dass es regional - und auch überregional - zu deutlich schwankenden Populationen kommt. Bekannt ist aber auch, dass diese langfristig und breitflächig abnahmen - oder gar gänzlich verschwanden. So der Kiebitz, der vor mehr als 40 Jahren auch hier noch zum Alltagsbild gehörte, ist bestenfalls noch als Einzelexemplar zu sehen - und dies seit vielen Jahren. Die Ursachen sind vielfältig.

Was muss denn noch passieren, bevor Konsequenzen gezogen werden? Das Schlimme für mich ist, dass alle Tier- und Pflanzenarten, die im Laufe der Zeit aus dem Alltagsbild verschwanden, von den nachfolgenden Generationen nicht vermisst werden (können), da sie diese in der Natur nie gesehen haben. Angesichts dieser Entwicklung ist die Debatte über die Existenzberechtigung des Wolfes eine Nebensache. Wie steht es um Frösche, Lurche, Echsen - oder auch Fischarten - auf deren Speiseplan Insekten zu finden sind? Artenvielfalt bedingt abwechslungsreiche und intakte Lebensräume.“

Herbert Woyna, Bissingen