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Weilheimer trotzen der Pandemie

Pferdesport Das 51. Reitturnier auf dem Egelsberg ist zur gelungenen Standortbestimmung der Szene in Corona-Zeiten geworden. Trotz gelockerter Vorgaben bleiben allerdings noch Probleme. Von Reimund Elbe

Dressur- und Springreiten vom Feinsten hat der RFV Weilheim über vier Tage geboten. Erfolge lokaler Asse  gab es dabei unter and
Dressur- und Springreiten vom Feinsten hat der RFV Weilheim über vier Tage geboten. Erfolge lokaler Asse gab es dabei unter anderem durch Simon Runte (rechts) in der Springpferdeprüfung Klasse A*. Fotos: Markus Brändli

Mittagszeit auf der weitläufigen Reitanlage des RFV Weilheim. Das große Finale des viertägigen, überregionalen Events rückt genauso näher wie die nächs­ten Regenwolken. Für das Orga-Team des ausrichtenden Reit- und Fahrvereins wird immer konkreter: Auch im zweiten Pandemiejahr lässt sich ein Turnier dieser Größenordnung stemmen. Die Vereinsvorsitzende Heike Glück sitzt im Vorraum der Reithalle und wirkt entspannt. „Wir profitieren davon, dass wir fast die gesamte Veranstaltung im Freien abwickeln können“, sagt sie, Einschränkungen in Form einer Maskenpflicht gebe es unter anderem nur in der Reithalle, in der Dressurprüfungen ablaufen.

Mit rund 1000 Startplatzreservierungen und über 300 Startenden pendeln sich die Meldezahlen sogar fast schon wieder auf Vor-Corona-Level ein. Eine sorgenfreie Zone ist das Turniergelände während der vier Reitsport-Tage jedoch nicht - sagt der Chef persönlich. „In diesem Jahr sind viele Veranstaltungen zurückgekehrt, allerdings mit teils kleinerem Programm“, berichtet Frank Reutter, Präsident des Württembergischen Pferdesportverbandes am Rand des Turniers in Weilheim. Die Freilandsaison wäre dank sinkender Inzidenzwerte und gelockerter Vorschriften zwar „gesichert“, für ein Entwarnung sei es jedoch noch zu früh. Wie sich die kommende Hallensaison entwickle, lasse sich nicht seriös prognostizieren, so der Wernauer.

Nachwuchs leidet noch

Nicht das einzige Problem, das Reiterinnen und Reiter umtreibt. Besonders im Nachwuchsbereich hat Corona Spuren hinterlassen. „Wir konnten teils ein Jahr nicht trainieren, auch Aktionen nur begrenzt stattfinden“, betont Kristin Gilles. Die Pferdewirtschaftsmeis­terin und Lerntherapeutin aus Neckartailfingen stieg unlängst als Trainerin unterm Egelsberg ein. Sie bestätigt das, was Präsident Reutter sagt. „Es gibt weniger Newcomer als vor Corona“, sagt Gilles.

Doch nicht nur die ganz jungen Reiterinnen und Reiter haben mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. „Als Amateurin durfte ich lange Zeit im Gegensatz zu den Profis gar nicht reiten“, blickt Madeleine Fischer vom Gastgeberklub RFV Weilheim auf schwierige Zeiten zurück. Ihr hätte die Zwangspause zugesetzt, weil sie als Sportlerin „auf kein konkretes Ziel“ hätte hinarbeiten können. „Die fehlende Praxis war und ist allerdings auch eine extreme Situation für Jungpferde“, erläutert die routinierte Springreiterin. Dies spüre sie bei der aktuellen Trainingsarbeit speziell mit den Nachwuchspferden sehr deutlich. „Nur wenn es Turniere gibt, die Reiterinnen und Reitern die Möglichkeit geben, ihren Sport auszuüben, kann sich etwas an der Situation ändern“, unterstreicht die RFV-Vorsitzende Glück.

Für das gesamte Team des Reit- und Fahrvereins sei es deshalb auch in diesem Jahr eine ganz besondere Motivation gewesen, das Event am Egelsberg, wenn möglich, durchzuführen. Unter anderem rund 35 Starterinnen und Starter aus dem gastgebenden Klub profitieren ebenso von dieser Sichtweise - auch für sie bot das diesjährige Turnier eine Bühne plus Praxiseinheiten.

Freiluftcharakter zahlt sich aus

Die Reitsportszene im Gesam­ten profitierte allerdings vor allen Dingen von Lockerungen der Vorschriften im zweiten Pandemiejahr. Die 3 G-Regel nicht anwenden zu müssen, sei eine der größten Erleichterungen im Vorfeld gewesen, findet Gregor Küs­termann, Zweiter RFV-Vorsitzender des RFV. Hilfreich sei dabei die Zuordnung des Turniers als Freiluftveranstaltung gewesen. Auch Uwe Heinrich kommt dies entgegen. Einst unter anderem elf Jahre in dieser Funktion auf dem Hofgut Bodelshofen tätig, schaut der 57-Jährige nun beim RFV als Betriebsleiter von Kleinstreparaturen bis zur Pflege der Reitböden nach dem Rechten. Dem gelernten Kunstschmied und passionierten Springreiter kam am Sonntagabend mit der Schlusskontrolle auf der Anlage dann eine ganz besondere Aufgabe zu. Und er stellte dabei fest: Alles Wesentliche hat funktioniert.