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Wer folgt Kretschmann?

Zur Landtagswahl

Kürzlich meinte der frühere Ministerpräsident Oettinger, dass er Winfried Kretschmann sehr schätze, dieser aber das Land zu gemächlich regiere und sicher keine fünf Jahre im Amt mehr bleibe. Zugleich konstatierte er, dass Kretschmann von seiner Partei nur noch als „Trojanisches Pferd aufs Schlachtfeld gerollt“ werde.

Ohne Kretschmann käme die grüne Partei nur auf die Hälfte ihrer Stimmen. Angesichts seiner 72 Lebensjahre ist die Frage berechtigt, wer ihm folgen könnte. Der Verweis auf Joe Bidens Lebensalter klingt clever, verkennt aber, dass die meisten Leute mit 65 Jahren in Rente gehen. Als Nachfolger werden Cem Özdemir, Theresia Bauer oder Andreas Schwarz gehandelt. Alle drei sind eifrige Parteigänger, haben aber nicht das Format, das sich die Bevölkerung von einem „Landesvater“ im Sinne eines Kretschmann oder Erwin Teufel wünscht. Während Özdemir schweigend genießt, gelten Ministerin Bauers Chancen wegen einiger Fehltritte als gering. Fraktionschef Schwarz gilt als fleißig, aber manche vermissen das Authentische, da seine ­Politkarriere etwas an die Formel „Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal“ erinnert. Boris Palmer hätte das Zeug zum Ministerpräsidenten, hat in seiner Partei jedoch null Chancen und wurde sogar mit Parteiausschluss bedroht. Wer wird’s also?

Die dem Erfolg in der politischen Mitte geschuldete grüne Fokussierung auf Macht, Mehrheiten und gut betuchte urbane Milieus befördert andererseits reale Gefahren: Zunehmend enttäuscht reagiert das streng ökologisch ausgerichtete Stammpublikum, das bei der Klimaliste oder ÖDP womöglich Alternativen findet.

Alexander Götz, Kirchheim