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„Wie Kirchheim - nur etwas kleiner“

Neuanfang Beruflich zieht es Stefan Wörner nach zehn Jahren am Fuß der Teck in Richtung Achalm: Er bleibt der Arbeit im Rathaus treu und tritt Anfang August seine Stelle als Bürgermeister in Pfullingen an. Von Andreas Volz

Stefan Wörner blickt zurück auf zehn Jahre Tätigkeit in der Kirchheimer Verwaltungsspitze. Heute ist hier sein letzter Arbeitsta
Stefan Wörner blickt zurück auf zehn Jahre Tätigkeit in der Kirchheimer Verwaltungsspitze. Heute ist hier sein letzter Arbeitstag, bevor er als Bürgermeister nach Pfullingen wechselt. Foto: Markus Brändli

Lange wird es dauern, bis Stefan Wörner, Kirchheims Finanz- und Verwal­tungsbürgermeis­ter, am heutigen Mittwoch Feierabend machen kann - irgendwann, wenn auch die nicht-öffentliche Sitzung des Gemeinderats zu Ende ist. Das wäre eigentlich nichts Besonderes und kaum der Rede wert, weil es an vielen anderen Mittwochen in den vergangenen zehn Jahren nicht viel anders war. Heute gibt es aber einen großen Unterschied: Es ist Stefan Wörners letzter Arbeitstag in Kirchheim. „Das wird also die erste Gemeinderatssitzung, bei der ich zwar dabei bin, die ich aber hinterher nicht mehr nacharbeiten muss“, sagt der pflichtbewusste Beamte mit einem leichten Anflug von Lächeln.

Es ist aber nicht so, dass er sich deswegen auf die faule Haut legen würde. Im Gegenteil: Es bleiben ihm nur ein paar wenige Tage zum Durchschnaufen, und dann geht es weiter - mit Volldampf voraus. „Mein offizieller Dienstantritt als Bürgermeister in Pfullingen ist am 1. August. Die Amtseinsetzung ist schon ein bisschen früher, am 29. Juli.“ Was wegfällt, ist die Doppelbelastung. Zuletzt war Stefan Wörner in Kirchheim damit beschäftigt, alles Mögliche aufzuarbeiten, um ein wohlbestelltes Feld zu hinterlassen. Gleichzeitig war er aber auch in Pfullingen Gast bei verschiedensten Sitzungen, um sich in seine neuen Aufgaben einarbeiten zu können. „Ich war sozusagen hybrid unterwegs. Terminlich ist das eine große Herausforderung.“

Die Herausforderungen seines neuen Amts, in dem er als oberster Repräsentant die Geschicke der 20 000-Einwohner-Stadt Pfullingen lenkt, schrecken ihn nicht: „Die Rolle ist völlig anders als hier in Kirchheim. Dort wurde ich direkt von der Bürgerschaft gewählt. Ich stehe auch ganz anders in der Öffentlichkeit. In der Kirchheimer Stadtverwaltung habe ich viel mehr nach innen gewirkt.“ Die neue ­Aufgabe hat er sich gezielt ausgesucht. Zumindest war ihm bewusst, was auf ihn zukommen würde, wenn er sich als Bürgermeisterkandidat aufstellen lässt und dann auch tatsächlich gewählt wird: „Es war mir immer klar, dass ich diesen Versuch wagen will - aber nur in einer Gemeinde oder Stadt, die zu mir passt.“ In Pfullingen sieht er diese Voraussetzung als gegeben an. Er schwärmt von der „tollen Lage“, zwischen der Großstadt Reutlingen und der freien Alblandschaft.

Auch die Stadt selbst hat es ihm angetan: „Es gibt historische Fachwerkgebäude in der Innenstadt und einen schönen Marktplatz.“ Die Verwaltung ist auf fünf Gebäude verteilt. Ähnliches kennt er aus Kirchheim. Ohnehin lassen sich immer wieder Parallelen zu Kirchheim erkennen, auch wenn Pfullingen kleiner ist: „In der Verwaltung gibt es um die 250 Personalstellen und circa 300 Köpfe -einschließlich Kindergärten und Bauhof.“ Und die Dimensionen in Kirchheim? „Da sind es fast 900 Köpfe und um die 600 Stellen.“

Fast zehn Jahre lang war Stefan Wörner in Kirchheim. Im Januar 2012 hatte er als Leiter des Geschäftskreises Hauptverwaltung begonnen. Im August 2017 wählte ihn der Gemeinderat auf die Stelle als Bürgermeister, die im Zuge einer Umstrukturierung neu geschaffen wurde. In seine Zuständigkeit fielen seither außer den Stabsstellen Recht sowie Controlling und Berichtswesen auch die Abteilungen Personal und Organisation, Finanzen sowie Gremien und Öffentlichkeitsarbeit.

In seiner Dienstzeit hat Kirchheim von der Kameralistik auf die Doppik umgestellt: „Das hat das Denken der Verwaltung stark verändert.“ Auch die Sanierung der Verwaltungsgebäude war von Beginn an ein Thema. Den Neubau in der Marktstraße 1 + 3, der nächs­tes Jahr beginnen soll, wird er jetzt nur aus der Ferne begleiten können. „Aber zur Eröffnung komme ich gerne wieder mal nach Kirchheim.“ Die Digitalisierung, die durch Corona einen Schub erhalten hat, will Stefan Wörner auch in Pfullingen weiter vorantreiben: „Das wird die Gremienarbeit verändern“, ist er sich sicher. Es wird künftig nicht nur Hybridsitzungen geben, sondern auch Live-Streams.

Wohl der Stadt im Vordergrund

Corona hat viel verändert. Auch den Wahlkampf in Pfullingen, den er als ausgesprochen fair bezeichnet, mussten Stefan Wörner und seine Mitbewerber über weite Strecken digital betreiben. Zu seinem stärksten Konkurrenten, dem zweitplatzierten Martin Funk, pflegt er ein vertrauensvolles Verhältnis: „Er wird stellvertretender ehrenamtlicher Bürgermeister bleiben, und wir arbeiten gut zusammen. Für uns beide steht das Wohl der Stadt im Vordergrund.“

Jetzt steht erst einmal der Abschied aus Kirchheim an: „Inzwischen kommt immer wieder Wehmut auf, wenn man merkt, dass man etwas jetzt zum letzten Mal macht. Ich hatte in Kirchheim immer ein tolles Team - in der Verwaltung und im Gemeinderat.“